Die Freude hielt nur wenige Minuten an: Schon beim ersten Kontakt mit Luft rollte sich die prächtige Rotschicht von der Oberfläche der Tonsoldaten auf – und blätterte ab. Daher mußte der größte Teil des über 2000 Jahre alten Schatzes auch ein Vierteljahrhundert nach seiner Entdeckung da bleiben, wo er immer war: vergraben in chinesischer Erde. Neben 100 hölzernen Wagen umfaßt er mehr als 7000 lebensgroße Soldaten und 600 Pferde aus Terrakotta.
Jetzt gibt es Grund zur Hoffnung, ihn doch noch zu heben. Gerade werden mit einer neuen laseroptischen Methode spezielle Konservierungsmittel getestet, die die Farbe wahrscheinlich stabilisieren können.
Wissenschaftler vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München haben schon vor einiger Zeit erkannt, warum sich die Farbschicht aufrollt: An der Luft trocknen die verschiedenen Farblagen unterschiedlich schnell aus. Deshalb kamen sie auf die Idee, die Wassermoleküle in der Farbe durch Substanzen auszutauschen, die an der Luft haltbar sind. Ihre Wahl fiel auf Polyethylenglykole (PEG).
Zum Test imprägnierten sie vor mehr als zwei Jahren Scherben einzelner Tonfiguren, die in feuchten Spezialbehältern aus China nach Deutschland transportiert worden waren. Resultat: Benutzten sie PEG mit hohem Molekulargewicht, konnten sie die Farbschichten der Scherben vor weiterem Abblättern bewahren.
Ob die Konservierung von Dauer ist, verriet den Forschern jetzt ein spezieller Laserblick. Das Verfahren wurde an der Universität Oldenburg entwikkelt: Ein Laserstrahl, der auf die Scherbenoberfläche gerichtet ist, wird von der Farbschicht teilweise reflektiert. Wenn sich die Farbschicht verformt – zum Beispiel mit dem Abblättern beginnt – verändert sich auch der Laufweg des reflektierten Lichtes. Bei der Überlagerung mit einem Vergleichslicht aus demselben Laser ensteht ein holografisches Lichtmuster, dessen Veränderung spezielle Detektoren messen können.
Selbst wenn sich die Lackschicht um weniger als ein Tausendstel Millimeter hebt, erkennt das System diese ersten Anzeichen des Abblätterns. Wie sich herausstellte, setzt der Zerfall der unbehandelten Scherben bereits bei einer geringfügigen Abnahme der Umgebungs-Luftfeuchte um 0,2 Prozent ein.
Noch bevor das menschliche Auge Veränderungen registriert, kann das Testverfahren erkennen, welche Konservierungslakke das Aufrollen stoppen, vor allem aber, für wie lange.
Die bayerischen Konservierungslacke hielten bisher dem Laserblick stand. Verlaufen die Versuche weiterhin erfolgreich, könnten Archäologen endlich mit jener Arbeit beginnen, die seit einem Vierteljahrhundert ansteht: das Ausgraben der einzigartigen Armee.
Vlad Georgescu