Unter Ächzen hebe ich meinen bleiernen 20-Zoll-Monitor vom PC-Gehäuse, wo gleich der LCD-Flachbildschirm von Iiyama stehen soll. An das hohe Gewicht zuvor gewöhnt, reiße ich wie ein Gewichtheber an dem flachen, weißen Gerät in der Schachtel – und lasse es beinahe aus der Hand rutschen, weil es so leicht ist. Ein weiterer Vorteil des Flachmanns: Er benötigt in der Tiefe viel weniger Platz als ein herkömmlicher Röhrenbildschirm.
Der Anschluß an den PC ist ein Kinderspiel, die erforderliche Bildschirmauflösung von 1024 mal 786 Pixeln habe ich schon vorher eingestellt. Das Bild ist so hell und gestochen scharf, daß es am Anfang fast weh tut. Die Buchstaben erscheinen wie in Stein gemeißelt, doch das wirkt nicht immer angenehm: Bei bestimmten Schriften vermisse ich den schummrigen Schleier normaler Monitore, der die Kanten der Zeichen gnädig rundet.
Dafür ist absolut kein Flimmern wahrzunehmen. Vor allem bei längerem Arbeiten am Bildschirm spüre ich eine deutliche Entlastung der Augen. Der Nachteil der meisten LCD-Bildschirme, daß die Pixel nachleuchten und zum Beispiel der Mauszeiger eine Schleppe hinter sich herzieht, ist kaum sichtbar. Höchstens bei Spielen mit rasanten Bildschwenks macht er sich bemerkbar. Etwas mehr stört mich die LCD-typische Abhängigkeit der Bildqualität von der Blickrichtung. Wenn ich aufrecht sitze, sind Farben und Kontrast etwas anders, als wenn ich mich zurücklehne. Das sollte man vor dem Kauf des Monitors ausprobieren.
Ganz wichtig ist auch ein Test, ob eventuell einige Pixel der LCD-Matrix defekt sind. Das ist wegen der großen Zahl von Transistoren bei allen LCD-Bildschirmen mehr oder weniger der Fall. Bei unserem Testgerät sind zwei der insgesamt 2,4 Millionen Pixel defekt: Eines leuchtet, wenn das Bild eigentlich schwarz sein soll, das andere leuchtet gar nicht. Die zwei Fehlpixel stören aber überhaupt nicht und sind für LCD-Monitore ein günstiger Wert.
Wie sehr ich mich schon an den Iiyama ProLite 38a gewöhnt habe, merke ich, als ich ihn wieder zurückgeben muß. Das Bild der alten Röhre erscheint mir jetzt viel unschärfer und dunkler als früher. Mein Entschluß steht deshalb fest: Der nächste Monitor ist ein LCD-Modell – auch wenn es das Dreifache eines guten herkömmlichen Bildschirms kostet.
Der Preis Der Iiyama ProLite 38a hat eine Bildschirmdiagonale von 15 Zoll (entspricht 17 Zoll bei einem Röhrenmonitor) und kostet DM 2399,-. Für DM 100,- Aufpreis gibt es das Modell ProLite 38b mit eingebauten Lautsprechern und USB- Anschluß. Die Garantie beträgt drei Jahre. Informationen im Internet unter http://www.iiyama.de.
Die Konkurrenz Fast alle Monitorhersteller haben inzwischen LCD-Bildschirme im Angebot, und ständig kommen neue Modelle heraus. Empfehlenswert ist die Lektüre von Spezialzeitschriften wie Chip oder ct, die laufend Tests veröffentlichen. Bisher haben sich neben Iiyama vor allem die Produkte von Acer und Viewsonic gut geschlagen. Nach Auskunft einiger Hersteller könnten die Preise wegen fehlender Produktionskapazitäten in den nächsten Monaten leicht anziehen. Doch langfristig dürften die Preise branchenüblich deutlich sinken. Die Technik LCD-Monitore sind aus mehreren Schichten aufgebaut: Vor einer großflächigen Lichtquelle befindet sich eine Polarisationsfolie, die nur Licht einer Schwingungsrichtung durchläßt. Es folgen zwei parallele Glasscheiben, die einen hauchdünnen Film aus Flüssigkristallen einschließen – daher auch der Name LCD: Liquid Crystal Display. Die äußerste Schicht besteht aus einem weiteren Polarisationsfilter, der um 90 Grad gegenüber dem ersten gedreht ist. Um einen Bildschirmpunkt zwischen Hell und Dunkel zu schalten, werden winzige Elektroden aus durchsichtigem Indium-Zinn-Oxid einzeln durch Dünnfilmtransistoren angesteuert. Die Spannung richtet die Flüssigkristallmoleküle aus, die die Schwingungsrichtung des Lichts drehen (hell) oder unverändert lassen (dunkel). Farbe entsteht für jeden Bildpunkt durch Farbfilter in Rot, Grün und Blau. Analog oder digital? In der Grafikkarte des PC werden die digitalen Signale in analoge Signale für den Bildschirm umgewandelt. LCD-Monitore müssen diese analogen Signale wieder digitalisieren – ein Schritt, der Einbußen bei der Bildqualität mit sich bringt. Einige Hersteller bieten seit kurzem rein digitale Modelle mit passender Grafikkarte an. Die Bildqualität ist noch deutlich besser als bei unserem analogen Testgerät. Nachteil: Noch haben sich die Hersteller nicht auf einen einheitlichen Standard geeinigt. Mehr zur Technik der LCD-Monitore bietet: http://www.lcd-monitor.de/KnowHow/KnowHow.htm
Bernd Müller