Fein bearbeitete Steinplättchen, die sie nahe dem Grab des Kaisers Qin Shihuangdi bei Sondierungsbohrungen entdeckten, brachten chinesische Archäologen auf die Spur: In daraufhin ausgehobenen Gruben kamen in acht Meter Tiefe rund 70 Rüstungen aus Stein zum Vorschein. Die quadratischen oder dreieckigen Stein-Schuppen waren lamellenartig mit Bronzedrähten zu Ganzkörperpanzern zusammengefügt. Daneben fanden die Wissenschaftler des Archäologischen Instituts der Provinz Shaanxi in Machart und Material identische Helme.
Derartige Lamellenpanzer aus Stein sind bislang völlig unbekannt. Die Krieger des Reichseinigers Qin Shihuangdi, der von 221 bis 210 v. Chr. regierte, schützten sich mit Panzern aus Metallplättchen. Die jetzt gefundenen Steinpanzer “kleideten” vermutlich lebensgroße Holzgestelle und waren in holzverschalten unterirdischen Räumen aufgestellt. Die chinesischen Archäologen tippen bei ihrem neuen Fund im Umfeld der legendären Terrakottaarmee auf eine symbolische Rüstkammer des Ersten Kaisers für seine Herrschaft im Jenseits.
Die steinernen Panzer erinnern an Begräbnissitten der Han-Zeit (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.). In der auf die Reichseinigung folgenden Dynastie wurden hochgestellte Persönlichkeiten mit Ganzkörperpanzern aus Jade- oder Nephritplättchen bestattet. Diese kostbaren, den Körper der Verstorbenen vollständig einhüllenden Schutzkleider sollten den Leichnam vor schnellem Verfall bewahren. Sie wurden ausschließlich im Grabkult verwendet.
Ob die Steinpanzer jemals zum militärischen Einsatz kamen, ist ungewiß. Aufschluß erhoffen sich die Forscher von den Ausgrabungen weiterer Gruben nahe der vieltausendköpfigen Tonarmee Qin Shihuangdis.
Alexander Koch