Blauwale haben ein erstaunliches Taktgefühl: Ihre Lieder bestehen aus fünf verschiedenen Tönen, die in willkürlicher Reihenfolge, aber mit einem zeitlichen Abstand von exakt 128 Sekunden aufeinanderfolgen. Das entdeckte Christopher Clark von der Cornell University in Ithaca, New York, mit Hilfe von Unterwassermikrofonen der US Navy, die eigentlich zum Aufspüren sowjetischer U-Boote konstruiert wurden.
“Blauwale haben die lautesten Stimmen im Ozean”, sagt Clark. Aber die Frequenzen sind zu tief für das menschliche Ohr. “Manche Wale singen nicht nur zur Paarungszeit, sondern während des ganzen Jahres, mitunter acht Tage am Stück.” Falls sie einmal einen Ton auslassen, setzen sie nicht willkürlich wieder ein, sondern warten bis zum nächsten Taktschlag.
Der präzise Rhythmus dient der Orientierung, vermutet Clark. Mit Hilfe der Hunderte Kilometer weit hörbaren Gesänge könnten die Wale ihre Position relativ zu Kontinentalschelfen, Inseln und Unebenheiten des Meeresgrundes bestimmen. Der Zeittakt ist wahrscheinlich nötig, um die Laufzeitverzögerung der Echos zu ermitteln.
Rüdiger Vaas