Abwesender Blick, dunkle Augenränder, fahrige Handbewegungen – die typischen Merkmale eines Doktoranden. Thomas Meuser (38) von der Ruhr-Universität Bochum hat die „chronische Doktoritis” untersucht, die Menschen befällt, die jahrelang über ihrer Promotionsarbeit sitzen. Der Patient neigt zu Nervenzusammenbrüchen oder greift zu Drogen, hat Meuser festgestellt. Mit 16 Experten auf dem Gebiet der Promotionsforschung hat der Betriebswirt jetzt eine Studie vorgelegt und als Buch veröffentlicht: „Promo-Viren” (Gabler Verlag, Wiesbaden). Als Gegenmittel für die tückische Akademikerseuche empfiehlt Meuser darin fein dosierten Humor und Selbstironie. Gekaufte Titel, versklavte Assistenten, tyrannische Hausmeister: Kein Detail aus dem „Planetensystem Hochschule” entgeht dem sarkastischen Blick des Autorenteams. Zu aufgebrachten Reaktionen von Kollegen kam es laut Meuser bisher nicht: „Viele erkennen sich in dem Buch wieder.” Ob er selbst noch einmal promovieren würde? „Wenn man mittendrin steckt, kann man nur davon abraten”, sagt Meuser. „Im nachhinein sehe ich aber auch Vorteile. Schließlich haben 30 Prozent aller Führungskräfte promoviert.”
Thomas Meuser / Cletus Gregor Barié