Mit Satellitenkommunikation und Erdbeobachtung aus dem All ist viel Geld zu verdienen – Weltraumforschung mit Raumsonden und Raumteleskopen galt dagegen für private Investoren bisher als nicht lukrativ. Doch das könnte sich ändern, wenn Hobbyastronomen und Privatforscher die Möglichkeit bekommen, Satelliten für eigene Beobachtungsprogramme und Messungen zu nutzen.
“Einzige Voraussetzung für den Hobbyforscher ist ein Rechner mit einem Zugang zum Internet”, sagt Kim Ward vom britischen Unternehmen Space Innovations Limited. Seine Firma baut den ersten Astronomiesatelliten, mit dem in zwei Jahren auch Amateure den Sternenhimmel beobachten können. Das Spiegelteleskop wird mit 25 Zentimeter Durchmesser zwar wesentlich kleiner als das Hubble-Weltraumteleskop der Profi-astronomen sein. Doch gegenüber irdischen Teleskopen wird es die gleichen Vorteile bieten wie sein großer Bruder: Beobachtungen lassen sich unabhängig vom Wetter und von der Tageszeit durchführen. Außerdem kann Ultraviolettstrahlung von Sternen und Galaxien gemessen werden, was von der Erdoberfläche aus nicht möglich ist.
Privaten Sternbeobachtern wird damit ein neues Fenster ins All aufgestoßen, ist Ward überzeugt. Sie könnten Beobachtungszeit über das Internet buchen und das All am heimischen PC betrachten. Die Höhe der Miete für das Weltraumteleskop verrät er noch nicht.
Auch im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gibt es Überlegungen, Hobbyastronomen den Zugang zu einem künftigen Weltraumteleskop zu öffnen. Denkbar sei ein Teleskop auf der internationalen Raumstation, meint Ralf Jaumann vom DLR Institut für Planetenerkundung. Konkreter sind die Pläne der US-Firma SpaceDev aus Colorado. Geschäftsführer Jim Benson hofft, Geld durch die Vermietung einer Raumsonde zu verdienen, die an verschiedenen kleinen, die Erdbahn kreuzenden Asteroiden vorbeifliegen kann.
Hochfliegende Pläne: Eine Raummission zu den Asteroiden (oben:Montage) soll durch den Verkauf von Wissenschaftsdaten privat finanziert werden.
Die Missionskosten von etwa 50 Millionen Dollar will er mit dem Verkauf von Daten an interessierte Forscher decken. “Das ist der erste wirklich kommerzielle Vorschlag zur Planetenforschung”, frohlockt der für das Wissenschaftsprogramm der NASA zuständige Programmchef Wesley Huntress.
Auch die europäische Weltraumorganisation ESA liebäugelt mit der Unterstützung von Projekten der Weltraumforschung durch private Unternehmer. So wirbt der niederländische ESA-Astronaut Wubbo Ockels für eine Mondsonde, die 2001 auf einem Berggipfel in der Nähe des Mondsüdpols landen soll. Das Gebiet ist für die Forscher interessant, weil im ewigen Schatten der Krater Wassereisvorkommen verborgen sein könnten. Drei Viertel der auf etwa 400 Millionen Mark geschätzten Kosten für die automatische Mondlandung will Okkels durch Wetteinnahmen für ein Rennen kleiner automatischer Fahrzeuge einnehmen. Sieger soll der Roboter werden, der als erster den Mondsüdpol erreicht. Die öffentliche Aufmerksamkeit dürfte dem Projekt sicher sein. Doch ob sich mit ihm 300 Millionen einwerben lassen, steht einstweilen noch in den Sternen.
Uwe Seidenfaden