“Das Einschlafen war angenehm. Und nach dem Aufwachen habe ich mich gleich fit gefühlt.” Das berichtete Prof. Michael Georgieff (48), nachdem er sich mit dem Narkosemittel Xenon in einen kurzen Schlaf hatte legen lassen. In 17 Selbstversuchen testete der Chef-Anästhesist von der Ulmer Universitätsklinik die narkotisierende Wirkung von Xenon, das in die Blutbahn gespritzt wird. Normalerweise würde das Edelgas im Blut lebensgefährliche Gasbläschen bilden. Daß der experimentierfreudige Professor die Tests unbeschadet überstanden hat, verdankt er seiner Idee, das Gas an Fettmoleküle zu binden. Georgieffs Gasspritze könnte den Narkosemittel-Markt revolutionieren. Obwohl die betäubende Wirkung schon seit den dreißiger Jahren bekannt ist, war der Xenon-Schlaf bisher zu teuer. Für eine zweistündige Narkose bräuchte man 12 Liter Xenon. Kosten: rund 1000 Mark. Für die Xenon-Injektion reichen 0,15 Liter. Inklusive sämtlicher Einmal-Plastikmaterialien kostet der intravenöse Xenon-Schlaf ein Fünftel einer herkömmlichen Narkose, rechnet Georgieff vor.
Das Edelgas hat noch andere Vorteile: Es beeinträchtigt im Gegensatz zu allen übrigen Narkosemitteln die Herz-Kreislauf-Funktionen nicht. “Außerdem wirkt Xenon als einziges Narkotikum gleichzeitig schmerzstillend, auch nach der Operation”, schwärmt Georgieff.
Für seine Erfindung erhielt der Anästhesist den erstmals verliehenen, mit 100000 Mark dotierten “Braunschweig-Preis”. Die Jury lobte besonders die Umweltverträglichkeit von Xenon-Narkosen. Denn im Gegensatz zu den gängigen fluoridierten Narkosegasen schädigt es weder die Ozonschicht, noch trägt es – wie Lachgas – zum Treibhauseffekt bei.
Michael Georgieff / Karin Hollricher