In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde das Niederrheingebiet, das im Westen Nordrhein-Westfalens an die Niederlande grenzt, von Groppen neu besiedelt. Groppen sind Bodenfische; sie besitzen keine Schwimmblase. Am Tag halten sie sich im Schutz von Steinen auf und kommen erst nachts hervor, um auf die Jagd nach Insektenlarven und Würmern zu gehen. Die einzige einheimische Art ist die etwa zehn Zentimeter lange Mühlkoppe, zu erkennen an ihrem großen, breiten Kopf, den großen Augen und dem grauen, schuppenlosen Körper.
Der Niederrhein ist für diese Fische ein untypischer Lebensraum. Erst seit das Rheinsystem mit dem Flusssystem der Schelde, in der die Groppen heimisch sind, durch Kanäle verbunden ist, sind auch im Niederrhein Groppen zu finden. Wissenschaftler des Instituts für Genetik der Universität zu Köln und des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön fanden heraus, dass die zugewanderten Groppen Mischformen – sogenannte Hybride – darstellen, die auf Vorfahren aus dem Schelde- und Rheingebiet zurückgehen. „Es ist eher die Ausnahme, dass eine Art durch Hybridbildung aus zwei bestehenden Arten entsteht”, erklärt der Biologe Daniel Dreesmann. Doch eben dies geschieht offenbar zurzeit im Rhein bei Köln. Anhand der neuen Groppenart lässt sich in der Darwin-Bahn aufzeigen, dass „Evolution hier und heute passiert”, erläutert Dreesmann, „also praktisch unter den Füßen der Fahrgäste, wenn sie in der Bahn den Rhein überqueren.”