Wie soll die deutsche Wissenschaft mit Betrug in ihren Reihen umgehen? Das fragte Prof. Albin Eser in einem Beitrag für die Zeitschrift der Max-Planck-Gesellschaft” MPG-Spiegel 5/96″. Darin forderte Strafrechtler Eser, die bisherige Praxis zu ändern und Betrügereien nicht einfach mehr “verschämt unter der Labortheke” abzuhandeln. Eser ging noch weiter und sprach sich mit Nachdruck dafür aus, daß sich die Forschergemeinde prophylaktisch eine Strategie überlegen müsse, wie mit Verdächtigungen umzugehen sei.
So weit – so mutig. Doch als wir ihn baten, für bild der wissenschaft über dieses heiße Thema einen Essay zu schreiben, gab es zunächst keinerlei Resonanz. Dabei wäre das offene Wort eines angesehenen Wissenschaftlers gerade jetzt wichtig, da die Professoren Marion Brach und Friedhelm Herrmann der Fälschung internationaler Veröffentlichungen bezichtigt werden. “Ich habe keine Zeit”, ließ der Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg ausrichten – allerdings erst, nachdem ich bei seiner Sekretärin zum fünften Male telefonisch vorstellig geworden war. Könnte es sein, daß Prof. Eser Probleme mit Kollegen bekam, nachdem er seinen mutigen Beitrag publiziert hatte – und deshalb keine Zeit mehr haben will?
6 ungelöste Rätsel des Alls sind Inhalt der Titelgeschichte dieser Ausgabe. Dem verantwortlichen Redakteur Wolfram Knapp war es ein Leichtes, aus der Fülle astronomischer Kardinalfragen jene herauszudestillieren, die für unsere Leser spannend sind: Gibt es Leben auf fremden Planeten? Warum haben Galaxien in ihrem Innersten ein Schwarzes Loch? Was hat es mit den Quasaren auf sich, den Energiemonstern am Rande der Welt? Lesen Sie mehr ab Seite 44. Wolfram Knapp ist im Sektor Astronomie einer der kenntnisreichsten deutschsprachigen Journalisten. Auch nach vielen Berufsjahren begreift er diese Tätigkeit nicht als Job, sondern engagiert sich auf die ihm eigene, angenehm zurückhaltende Art in vielerlei Hinsicht: etwa im Vorstand der Kepler-Gesellschaft oder als Vortragender in Sachen Wissenschaftsgeschichte. Sie können sicher sein, daß Sie in den nächsten Monaten keine kompetentere Story – informativ und unterhaltsam – über die großen Rätsel des Kosmos lesen werden.
Vor genau fünf Jahren hat bild der wissenschaft begonnen, neue Wege der Berichterstattung zu gehen: Die moderne Technik hat mittlerweile viele Möglichkeiten geschaffen, interessante Informationen aus Forschung und Technik unmittelbar, schnell und eindrucks-voll darzubieten – vom Videorecorder bis zum Internet.
Mit vier Videos fingen wir im September 1992 an. Heute bieten wir eine breite Palette zusätzlicher Informationswelten: Vom vielseitigen Videoprogramm (insgesamt 59 Titel) und nützlichen CD-ROM-Nachschlagewerken (sechs Titel) bis zu exklusiven Reisen (die zehnte führt 1998 zur Sonnenfinsternis in Venezuela) und dem stark genutzten Informationsangebot im Internet (mit täglich rund 10000 Abrufen). Jüngstes Kind ist der Wissenschafts-Channel, ein online-Nachrichtenkanal aus Forschung und Technik. Näheres auf den Seiten 62 bis 64 sowie 90 bis 94. Zum Jubiläum präsentiert Andrea Siebler, zuständig für das Marketing der Sonderprodukte, einen besonderen Bonbon: Eine Uhr, die Stunden, Minuten und Sekunden bis zum Jahr 2000 anzeigt (Bild). Das Design stammt von Ulrich Schendzielorz, der im Hauptberuf die grafische Gestaltung unserer Zeitschrift verantwortet. Zur Uhr eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute zuerst: Die Uhr können Sie für nur 99 Mark bestellen, aber – nun die schlechte – es gibt nur eine limitierte Auflage. Übrigens: Jetzt, da ich diese Zeile schreibe, sind es noch 21343 Stunden, 11 Minuten und 2 Sekunden bis zum 1. Januar 2000.
Wolfgang Hess