Am Anfang seiner Karriere hatte Richard Leakey (56) nur ein Ziel: mit seinem Vater Louis gleichzuziehen, der durch seine Hominidenfunde in Kenia berühmt geworden war. Mit 28 und ohne Schulabschluß hatte er es erreicht: Er grub 1,6 bis 1,9 Millionen Jahre alte Knochen aus, darunter das vollständige Skelett eines Homo ergaster. Heute hat Richard Leakey die Vergangenheit der Menschen hinter sich gelassen und kümmert sich um die Gegenwart. Nach einem kurzen Intermezzo als Abgeordneter sitzt er seit Mitte des letzten Jahres als Minister in der Regierung Kenias, um die Korruption im Land zu bekämpfen und den öffentlichen Dienst zu straffen. So weit wie es scheint ist die Fossilsuche gar nicht von der Politik entfernt. Für beides braucht man Hartnäckigkeit – und die besitzt Leakey. „Um zu zeigen, wie es ist, in Kenia behindert zu sein, habe ich vor dem Parlamentsgebäude einmal meine beiden Beinprothesen abgenommen. Man mußte mich die Stufen hinauftragen und auf meinen Platz setzen.” In Kenia, das auf Platz zehn der korruptesten Länder weltweit geführt wird, ist Leakeys pflichtbewußte Geradlinigkeit lebensgefährlich. Zwischen 1989 und 1994 machte er sich als Leiter des Kenya Wildlife Service bei der Neuorganisation der maroden Nationalparks viele Feinde. 1993 stürzte sein Privatflugzeug ab, die Ursache wurde nie geklärt, und Gerüchte über ein Attentat machten die Runde. Bei dem Absturz verlor Leakey seine beiden Unterschenkel, nicht aber seinen Humor: Er begrub die Beine und meinte, daß der Titel „ Mit beiden Beinen im Grab” für den zweiten Teil seiner Biographie ganz passend wäre.
Richard Leakey