Berliner Wissenschaftler sind bei der Erforschung der Balanoposthitis ein entscheidendes Stück weitergekommen. Diese rätselhafte Erkrankung bedroht im polnischen Bialowieza die letzten rund 300 in Europa frei lebenden Wisente. Balanoposthitis befällt ausschließlich Bullen und ruft an deren Penis schwere chronische Entzündungen hervor, was die Tiere „deckunlustig” macht. Das Team um Kai Frölich vom Institut für Zoo- und Wildtierforschung konnte jetzt Viren als mögliche Erreger der Krankheit ausschließen und beteiligte Bakterien identifizieren. Die neuesten Erkenntnisse lassen vermuten, dass verschiedene Bakterien das Leiden verursachen. Zunächst scheinen sich Kugelbakterien im Gewebe der Wisente einzunisten, im fortgeschrittenen Stadium fanden die Wissenschaftler dann auch Fusobakterien, die oft an Mischinfektionen beteiligt sind, sowie andere Mikroben unter dem Mikroskop. Frölich nimmt daher an, dass es sich bei der Balanoposthitis um ein multifaktorielles Krankheitsbild handelt. Die Forscher wollen ihre Untersuchungen weiter intensivieren, um ein Aussterben der Population der größten wild lebenden Landsäugetiere Europas zu verhindern.
hans Groth