Beim Menschen kontrolliert das Broca-Areal im Gehirn vorzugsweise die Produktion von Lauten – beim Affen hingegen die Handbewegungen. Deshalb, vermuten manche Forscher, habe sich die menschliche Sprache aus Gesten entwickelt. Vor allem gefangene Schimpansen gestikulieren häufig. Als der populäre Primatenforscher Frans de Waal und seine Kollegin Amy Pollick zwei Bonobo-Gruppen im Zoo und zwei Schimpansen-Gruppen in einem Primatenforschungszentrum beobachteten, konnten sie 31 Gesten und 18 lautliche und mimische Signale unterscheiden. Während die Laute der beiden Spezies sich in der Bedeutung gleichen, haben die Gesten der Schimpansen oft eine andere Bedeutung als die der Bonobos. Vor allem verwenden Bonobos oft Kombinationen aus Gesten und Lauten, die offenbar von den Empfängern verstanden werden. De Waal und Pollick vermuten, „dass das variable Gestik-Repertoire der Bonobos und ihre hohe Empfänglichkeit für kombinierte Signale auch unsere frühen Vorfahren ausgezeichnet haben” – was ein wesentlicher Vorläufer für die Entwicklung symbolischer Kommu-nikation gewesen sein könnte.
„Bei wilden Affen sind die Belege für eine Kommunikation über Gebärden dürftig”, sagt die Verhaltensbiologin Julia Fischer von der Universität Göttingen. Allerdings entdeckte ihre Kollegin Simone Pika von der St. Andrews University in Edinburgh Gestik auch bei frei lebenden Schimpansen – und zwar bei der gegenseitigen Fellpflege. Mit einer Kratzgeste vermitteln die Tiere ihren Artgenossen, welche Stellen im Fell der Pflege bedürfen. In zwei von drei Fällen wurde die Bitte umgehend erfüllt.