Kortison ist ein unproblematisches Arzneimittel geworden. Als Grund nennt Hanns Kaiser, emeritierter Professor für Rheumatologie in München und Hormonexperte, Fortschritte in der Medikamentenzubereitung und vor allem das bessere Wissen über die Dosierung. Die früher gefürchteten Nebenwirkungen wie dicker Bauch, Vollmondgesicht, erhöhter Blutdruck, Diabetes und Osteoporose spielten kaum noch eine Rolle. Der Wissenschaftler fordert deshalb, daß Ärzte ihren Patienten die “irrationalen Ängste” vor dem Medikament nehmen und sie besser über den Nutzen einer Therapie mit dem Hormonpräparat aufklären.
Bei akuten Krankheiten wie schwerem Asthma oder Darmentzündung (Colitis) sei eine kurzfristige, hochdosierte Behandlung äußerst wirksam und problemlos. Durch ein sehr langsames Absenken der Kortisonmenge werde die Wirksamkeit erhalten und erreicht, daß keine Nebenwirkungen mehr auftreten. Bei vielen entzündlichen Erkrankungen komme man langfristig mit drei bis vier Milligramm Kortison am Tag aus. Dann bestehe selbst bei lebenslanger Einnahme keine Gefahr von Nebenwirkungen.
Rüdiger Vaas