Es muß noch viele unentdeckte Planeten im All geben, davon sind amerikanische Astronomen überzeugt. Dafür sprechen Beobachtungen an Roten Riesen. Zu diesen blähen sich Sterne auf, wenn ihr Kernbrennstoff zur Neige geht. Dann verschlucken sie alle Planeten, die in relativ engen Umlaufbahnen um sie kreisen. Dieser Kannibalismus hinterläßt charakteristische Spuren, die Mario Livio und Lionel Siess vom Hubble-Weltraumteleskop-Institut in Baltimore, Maryland, bei zahlreichen Roten Riesen nachgewiesen haben: Durch die Energie, die frei wird, wenn Planeten in ihre Heimatsterne stürzen, entsteht ein Überschuß an Infrarotstrahlung. Und durch den Schwung, den der Planet dem Riesenstern mitgibt, erhöht sich dessen Rotationsgeschwindigkeit. Außerdem zeugt eine erhöhte Häufigkeit des Elements Lithium, das in der Sternhülle sonst kaum vorkommt, von den Trümmern der zerrissenen Planeten. In den letzten Jahren wurde ein Dutzend großer Gasplaneten bei anderen Sternen entdeckt. Die Beobachtung der kannibalischen Riesensterne läßt nun vermuten, daß rund 100 Millionen sonnenähnliche Sterne Planeten besitzen. Vielleicht sind es noch mehr, denn kleinere erdähnliche Planeten würden in Roten Riesen keine auffälligen Spuren hinterlassen und jupiterähnliche Gasplaneten, die ihre Sterne in größeren Abständen umrunden, werden nicht verschluckt.
Rüdiger Vaas