Jeden Abend flechten sich die Bonobos in Minutenschnelle aus Ästen hoch in den Bäumen Schlafnester. Darin übernachtet jedes Tier für sich – nur wenn es Kinder gibt, dürfen die mit hinein, wie Barbara Fruth beobachtet hat. Sex, der ein wichtiger Teil des sozialen Beziehungsgefüges der Bonobos ist, findet nur tagsüber statt.
„My home is my castle” – so könnte der Leitsatz der Bonobos lauten. Zu Hause werden selbst die rangniedrigsten Tiere nicht belästigt, sie dürfen dort sogar in Ruhe fressen, ohne dass ihnen jemand etwas wegnimmt. Tagsüber sind die Affen meistens unterwegs. Allerdings: Wenn es regnerisch und trüb ist, finden sie es in den eigens gebauten Tagnestern gemütlicher. Welcher Affe wo baut, wer wessen Nachbar ist, wer wen sehen kann oder nicht, ist kein Zufall. Barbara Fruth beobachtete, dass es in einer Bonobo-Kolonie streng hierarchisch zugeht.
Oben ist immer die Chefetage: Sie ist ausschließlich weiblich besetzt. Im Untergeschoss bauen die Tiere ihr Nest, die in der Gruppe nicht viel zu sagen haben. Dazwischen lagern die dominanten Männer – von dort können sie gut beobachten, wann die Damen aufstehen. Ein Mann, der Erfolg haben will, muss eben auch bei den Bonobos immer wissen, was los ist.