Wenn Kadmium ständig mit der Nahrung aufgenommen wird, reichert es sich im Körper an, schädigt die Leber und führt zu Knochenveränderungen. Trotzdem werden bestimmte kadmiumhaltige Substanzen – Kadmium-Sulfoselenide – benutzt, um Glas und Keramik gelb, orange oder rot zu färben. Sie gelten als ungiftig: Ratten, die über längere Zeit mit großen Mengen dieser Chemikalien gefüttert wurden, überstanden das bei bester Gesundheit. Allerdings kann bei der Herstellung der Farben Kadmium freigesetzt werden. „Und wenn die eingefärbten Produkte auf Mülldeponien landen, gelangt das giftige Schwermetall außerdem in bioverfügbarer Form in die Umwelt – etwa durch Verwitterung”, so Prof. Martin Jansen vom Stuttgarter Max-Planck-Institut für Festkörperforschung. Daher sind in Schweden und Dänemark kadmiumhaltige Farbmittel verboten. Zusammen mit Forschern der Frankfurter Firma DMC2 hat Jansen jetzt Farbpigmente entwickelt, die umweltschonend sind und gleichzeitig alle Vorzüge der Kadmiumsulfoselenide besitzen. Diese Pigmente – Oxidnitride der harmlosen Metalle Kalzium, Lanthan und Tantal – sind lichtecht und haben brillante, gut deckende Farben, die sich auf jeden Ton zwischen gelb und dunkelrot einstellen lassen. Auf Kadmiumsulfoselenide konnte bisher nicht verzichtet werden, weil sie die hohen Temperaturen verkraften, die etwa bei der Verarbeitung als Glasfarbe auftreten. Die Pigmente der Stuttgarter und Frankfurter Chemiker sind in dieser Hinsicht den herkömmlichen sogar überlegen. Umweltverträglichkeit hat jedoch ihren Preis: Die neuen Farbmittel, die noch in diesem Jahr auf den Markt kommen sollen, werden rund 20mal teurer sein als die entsprechenden kadmiumhaltigen Substanzen. Doch zum Dekorieren von Trinkgläsern und Geschirr sind nur geringe Mengen Oxidnitrid nötig. „Ein einzelner Teller wird lediglich zehn bis zwanzig Pfennig teurer – ein Betrag, der nicht ins Gewicht fällt”, ist Jansen überzeugt.
Frank Frick