“Wo war denn noch …?” Wenn ältere Menschen immer häufiger überlegen, wo sie Dinge hingelegt haben oder was sie gerade tun wollten, fürchten viele, dies könne der Beginn der Alzheimerschen Krankheit sein.
Bisher läßt sich Alzheimer erst in späteren Stadien sicher erkennen, wenn zum nachlassenden Gedächtnis Konzentrationsschwäche und Orientierungsschwierigkeiten kommen. Weil sich die Krankheit zwar nicht heilen, ihr Fortschreiten aber mit Medikamenten verzögern läßt, wäre eine Frühdiagnose sinnvoll. Prof. Scott Small vom Columbia Presbyterian Medical Center in New York sieht nun einen Test in Reichweite.
Laut Small verlieren bei der Alzheimerschen Krankheit zuerst solche Nervenzellen in der Großhirnrinde ihre Funktion, die in Kooperation mit dem zentral liegenden Hippocampus Seheindrücke speichern. Small hat leicht vergeßliche Senioren im Kernspintomographen einen Test machen lassen, bei dem sie sich an Gesichter erinnern mußten. Wer seit drei Jahren Mühe mit dem optischen Gedächtnis und abstrakten Denkaufgaben hatte, zeigte geringe Nervenaktivitäten in dieser Hirnregion. Andere, zwar ebenfalls etwas vergeßlich, aber fähig, abstrakt zu denken, reagierten während des Sehtests normal.
Small glaubt, daß eine geringere Aktivität in den Sehfeldern der Großhirnrinde auf den Beginn der Alzheimerschen Krankheit hinweist. “Sollte sich unsere Vermutung in weiteren Untersuchungen bestätigen, würde sich der Sehtest zur Frühdiagnose eignen”, meint er, und man könne rechtzeitig mit Medikamenten gegensteuern.
Nicola Siegmund-Schultze