bdw: Aus dem EU-Haushalt 2000 werden Europas Wissenschaftler rund 4 Prozent erhalten, die Landwirte fast 47. Bleibt dieses Ungleichgewicht? Walter: In den letzten Jahrzehnten hat sich schon vieles geändert. Für die Landwirtschaft waren früher bis zu 80 Prozent der Mittel vorgesehen. Forschung und Entwicklung ist ein zentraler Punkt im EU-Haushalt. bdw: Werden mit den frei werdenden EGKS-Mitteln neue Forschungsfelder gefördert? Walter: Ich denke, daß man Forschungsförderung über sämtliche Felder betreiben kann und muß. Man sollte nicht unterschätzen, daß es auch bei Kohle und Stahl immer noch Entwicklungsmöglichkeiten gibt – beispielsweise in der Anwendungstechnik –, die zu großen Arbeitsplatzbeschaffern geworden sind. Darüber hinaus können gerade in der Energiewirtschaft verstärkt Zukunftstechnologien gefördert werden. bdw: Wie könnte das Verhältnis von Landwirtschaft zu Wissenschaft im EU-Haushalt 2015 aussehen? Walter: Wenn ich für 2015 eine Prognose machen sollte, würde ich mich fürchterlich verheben. Aber mit Sicherheit wird die Landwirtschaft auch in Zukunft ein entscheidender Faktor in der europäischen Förderpolitik sein.
Thomas A. Friedrich / Ralf Walter