“Opel Live” öffnete im Mai 1999 seine Pforten. Mit dem Besuch beim “weltweit ersten High-Tech-Erlebnispark in einem Automobilwerk, der die Phantasie und Gefühle der Besucher bewegt” (so eine Opel-Anzeige), wollte ich bei meinen beiden Söhnen – 13 und 15 Jahre alt und etwas verwöhnt – endlich mal wieder einen Achtungserfolg erringen. Um sicherzustellen, daß die Fahrsimulatoren im Erlebnispark funktionieren, rief ich am Tag vor unserer Anreise in Rüsselsheim an. Überdies wählte ich für unseren Besuch einen Tag in den baden-württembergischen Schulferien, an dem uns die hessischen Schüler nicht in die Quere kommen konnten.
Als wir – nach fast zweistündiger Autofahrt – in den (gähnend leeren) ersten Teil des Freizeitparks “Opel Live” (“Tour der Sinne”) eintauchen, sehe ich den Gesichtern der Söhne sofort an, daß es mit dem Achtungserfolg nicht einfach wird.
Die meisten der Schaustücke interessieren sie kaum. Nur wenige Gerätschaften, an denen sich hantieren läßt, lassen sie kurz verweilen. Und so bewegen wir uns zügig – unterbrochen durch eine Busfahrt – auf die zweite Abteilung zu, wo man mit 3-D-Brillen einen Crash aus der Sicht eines Dummys miterleben kann. Doch auch dort ziehen meine zwei recht unberührt von dannen.
Es folgen die Fahrsimulatoren, mit denen ich daheim für Rüsselsheim geworben hatte. Und dann das: Unsere gesamte Gruppe wird in eines der drei bereitstehenden Gefährte gesetzt und – ohne die Chance, selbst eingreifen zu können – über eine virtuelle Hoppelpiste geschaukelt. Auch die anschließende Rundfahrt durch eine zur Schau gestellte nächtliche Automobilproduktionsstätte nötigt niemandem Erstaunen ab.
Ehe wir zur dritten Abteilung gelangen, einer etwa 40minütigen Shuttlefahrt durch Fabrikhallen, in denen die wirklichen Autos entstehen, langweilen wir uns in einer ausgeräumten Produktionsanlage gut 20 Minuten und ergötzen uns an den fünf Astra-Modellen die dort als “Ausstellung” aufgereiht sind.
Damit die Stimmung nicht völlig absackt, versuche ich es bei der anschließenden Fahrt durch die Produktion mit einem: “Ist doch toll mitzuerleben, wie Autos zusammengebaut werden.” Ich kann mir gerade noch verkneifen, zu erwähnen, daß ich 40 werden mußte, um so etwas mit eigenen Augen zu sehen. Immerhin: Über die Fahrt durch die Produktion wird nicht gemosert. Zum Schluß geht’s noch ins Restaurant. Dort sage ich auch gar nichts, als sich die Jungs beim Self-Service soviel Essen auf ihre Tabletts häufen, daß ich sicher bin: Das schaffen die nie.
Übrigens: Wann immer wir auf unser Erlebnis bei “Opel Live” zu sprechen kommen, sehen mich die beiden feixend an und meinen: “Papa, das war einer deiner besten Einfälle.”
Die Eintrittspreise Für Erwachsene kostet ein Tag “Opel Live” 19 Mark, Kinder zwischen 5 und 15 Jahren zahlen 15 Mark. Rund 500000 Besucher werden pro Jahr erwartet. In den ersten drei Wochen kamen lediglich 13000 Gäste. Wohl auch deshalb wurden die Eintrittspreise für Erwachsene um 5 Mark gesenkt. Infos im Internet: http://www.opel-live.de
Die Zielgruppe Autofans und deren Kinder, die “ihre Marke Opel mit allen Sinnen erleben können”, sieht Opel-Vorstand Horst Borghs als Zielgruppe von “Opel Live”. Angesichts der immer noch beachtlichen Eintrittspreise ist der Rüsselsheimer Autofreizeitpark indes nur für Väter mit noch begeisterungsfähigen – also jüngeren – Kindern zu empfehlen und für gutmütige Autofans, die sonst schon alles gesehen haben.
Die Anfahrt Der Weg zu “Opel Live” ist gut ausgeschildert, und es gibt genügend Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe. Bis Oktober ist die Schau täglich geöffnet. In den Monaten November bis März kann der Erlebnispark nur von Mittwoch bis Sonntag besucht werden.
Die Konkurrenz Auch Volkswagen will einen Freizeitpark rund ums Automobil errichten (geplante Investitionskosten: 800 Millionen Mark – Opel investierte 120 Millionen Mark). Die Pforten in Wolfsburg sollen zusammen mit dem Beginn der Expo 2000 im Juni des nächsten Jahres geöffnet werden.
Wolfgang Hess