Warum nur muß es Männer und Frauen geben und den ganzen damit verbundenen Ärger? Wolfgang Wickler und Uta Seibt geben darauf gleich eine Fülle von Antworten. Mit vielen Beispielen veranschaulichen sie, was die Evolution der zweigeschlechtlichen Sexualität vorantrieb. Sexualleben und Rollenverteilung im Tierreich sollen erklären, was hübsche junge Mädchen dazu treibt, häßliche alte Männer zu heiraten, warum die weibliche Brust zu einem sexuellen Signal geworden ist und weshalb Frauen meist fünf Tage vor ihrem Eisprung fremdgehen.
Sex ist nach Ansicht von Wickler und Seibt “Reparatur-Sex”, bei dem es lediglich darauf ankommt, das genetische Repertoire im Kampf gegen Mikroben zu verändern. All die Probleme mit dem und all die Lust am Sex – nur, um ein paar Parasiten abzuwehren? Und was ist mit der Kultur?
“Wir sind überzeugt davon, daß das Verhalten der Menschen zum großen Teil von kulturell vermittelten und nicht allein von genetischen Programmen gesteuert wird”, schreiben die beiden Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen. Dabei bleibe jedoch ungeklärt, ob es sich bei der Kultur lediglich um eine Art “gehobene Biologie” handele oder ob “die Biologie von der Kultur überwunden” werde. Zudem sei “nicht entschieden, ob ein biologisch erklärbares Verhalten des Menschen moralisch auch zu rechtfertigen ist”.
Trotz solch kritischer Töne wird sich vor allem manche Leserin kaum damit anfreunden können, daß die klassischen Geschlechterrollen den Autoren zufolge unabänderlich von den Genen vorgegeben sind. Gut, daß die Geschichte des Buches eben doch nicht “von der Evolution geschrieben” wurde, wie Seibt und Wickler in ihrem Vorwort meinen, sondern von zwei Zoologen mit einer Schwäche für das Tier im Menschen.
Wolfgang Wickler, Uta Seibt MÄNNLICH – WEIBLICH: Ein Naturgesetz und seine Folgen Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, 1998 304 S., DM 39,80
Christina Berndt / Uta Seibt