Die sechs bemannten Mondlandungen von Apollo 11 bis Apollo 17 (1969 bis 1972) sowie die drei Flüge von Apollo 8, 10 und 13 (1968 bis 1970) waren nicht nur eine technische und organisatorische Meisterleistung, sondern auch eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Menschheit. Erstmals hatte damit eine irdische Spezies den Planeten verlassen und einen anderen Himmelskörper betreten. Freilich war diese Heldentat weniger aus Gründen der Expoloration und wissenschaftlichen Neugier erfolgt, sondern aufgrund von politischen Motiven („space race“) – und deshalb auch rasch wieder abgebrochen worden. Daraufhin haben nationalistische Kleingeistigkeiten die ambitionierten Pläne verhindert, die Menschheit zu einen und zu einer planetarischen Spezies zu erheben. Wenigstens sind Menschen seit November 2000 ununterbrochen in der Internationalen Raumstation präsent. Aber der Flug in den erdnahen Orbit entspricht der lächerlichen Entfernung zwischen München und Hamburg.
Das soll sich bald ändern. Die USA beziehungsweise NASA arbeiten an einer Rückkehr zum Mond (bdw 8/2019, „Zurück zum Mond“ und 9/2019, „Der neue Wettlauf zum Mond“). Dieses Mal wird mit anderen Ländern kooperiert, vor allem Kanada und den Mitgliedern der ESA. Mit der Trägerrakete SLS (Space Launch System), der Raumkapsel Orion und deren Versorgungseinheit ESL (Europäisches Service-Modul) gibt es erstmals seit der Rakete Saturn V und den Apollo-Raumschiffen wieder ein geeignetes Transportmittel. Die unbemannte Testmission Artemis 1 im November 2022 war ein großer Erfolg (bdw 6/2023, „Rückkehr zum Mond“). Beim nächsten Testflug Artemis 2, voraussichtlich im September 2025, werden Menschen wieder den Erdtrabanten umrunden. Ausgewählt hat die NASA Reid Wiseman, Victor Glover, Christina Koch und Jeremy Hansen. Letzterer wäre als Kanadier der erste Mondfahrer, der nicht aus den USA stammt. Frühestens im September 2026 sollen mit Artemis 3 dann zwei Menschen auf dem Mond landen: in der Nähe seines Südpols.
An eigenen Schwerlastraketen arbeitet gegenwärtig die US-Firma Space X von Elon Musk, die auch mit der NASA kooperiert. Andere Raumfahrtagenturen planen ebenfalls Mondlandungen. Die Roskosmos-Verlautbarungen aus Russland sind inzwischen zwar verstummt. Aber China baut konsequent und beharrlich ein Programm aus, das neben einer eigenen Raumstation auch lunare Taikonauten zum Ziel hat.
Noch ist es ein mühsamer Weg zurück zum Erdbegleiter und erst recht zum geplanten Aufbau einer Raumstation in Mondnähe und einer Basis am lunaren Südpol. Dabei geht es auch um politisches Prestige, obschon ein neues „space race“ nicht offiziell in den sprichwörtlichen Startlöchern steht. Ein Wettlauf zwischen Ländern mag momentan beschleunigend wirken. Doch eine internationale Kooperation wäre wissenschaftlich nachhaltiger – und langfristig notwendig dafür, dass der Mond gleichsam zum siebten Kontinent der Erde sowie zum Sprungbrett der Menschheit zu den Sternen werden kann.
RÜDIGER VAAS würde sich gern auf den Mond schießen lassen. In Museen hat er schon mehrfach Mondgestein betrachtet und angefasst. Er meint, dass seine älteste bewusste Erinnerung die an die erste Mondlandung ist, und denkt häufig an sein langes Gespräch mit Buzz Aldrin zurück (bdw 9/2014, „Der alte Mann und der Mars“) sowie an Begegnungen mit den Apollo-Astronauten Charles Duke und Al Worden.