Ausgerechnet Anatolien. Nicht in Palästina oder Mesopotamien, sondern auf dem Gebiet der heutigen Osttürkei machte die Menschheit den ersten Schritt zur Zivilisation. Dies belegten jetzt deutsche Archäologen. Sie gruben unweit der türkischen Stadt Sanliurfa (früher: Urfa) eine gewaltige Kultanlage aus, in der vor 11000 Jahren den Göttern gehuldigt wurde. bdw-Redakteur Michael Zick und die Archäologie-Autorin Waltraud Sperlich berichten auf den Seiten 58 bis 71 über Arbeiten, durch die Jericho als erste Siedlung der Menschheit vom Sockel gestoßen wird. Mich persönlich erfreuen diese Entdeckungen um so mehr, weil man immer wieder Mitbürger trifft, für die Anatolien der Inbegriff von Rückständigkeit ist. Solchen Zeitgenossen können wir jetzt fröhlich entgegnen: Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen stand dort immerhin die Wiege unserer Kultur. v Alle Achtung, was ein gutes Dutzend Forscher des Instituts für Physikalische Elektronik an der Universität Stuttgart für bild der wissenschaft möglich gemacht hat: Die Wissenschaftler ließen sich zu einem Weltrekordversuch beim Wirkungsgrad der so zukunftsträchtig eingestuften CIS-Solarzellen stimulieren. Ein Jahr lang verfolgte bdw die Anstrengungen, protokollierte bei eigens anberaumten Institutsmeetings Fortschritte und Fehlschläge. Das Ergebnis lesen Sie ab Seite 28. Auch Prof. Jürgen Werner – der Institutsleiter – kennt den Report inzwischen. Er bestätigt, in seiner Eigenschaft als Antreiber treffend beschrieben worden zu sein. Eine Äußerung allerdings wollte er partout nicht stehen lassen: daß Doktoranden „ Wasserträgerdienste” verrichten. Dieses Wort sei angesichts von Engagement und Kreativität der Nachwuchswissenschaftler am Institut völlig danebengegriffen. Werners Argumentation hat den Autor überzeugt. Und so wurden aus den Wasserträgerdiensten „ Steilvorlagen” (nachzulesen in der mittleren Spalte auf Seite 31). Die Offenheit, mit der die Mitarbeiter des Stuttgarter Instituts für Physikalische Elektronik Wohl und Wehe bei ihrem Weltrekordprojekt vor der Presse ausbreiteten und diskutierten, ist in der deutschen Wissenschaftslandschaft ein rares Beispiel. Gerne hätten wir mehr davon. Seit seiner Jugend schätzt bdw-Redakteur Bernd Müller Johann Sebastian Bach (beide im Bild). Für ihn, wie für viele andere, ist der einstige Thomaskantor schlicht der Komponist überhaupt. Klar, daß sich Bernd Müller dafür interessiert, wie die vom Tintenfraß bedrohten, ein viertel Jahrtausend alten Partituren des Musikgenies gerettet werden könnten. In seinem Beitrag „Noten in Not” (Beginn auf Seite 22) schildert unser Redakteur für Neue Medien – und Hobbyorganist – wie sich Spezialisten der Berliner Staatsbibliothek, in der 7784 Bachsche Notenblätter gelagert sind, anschicken, diese auf Dauer zu konservieren. Müller, der sich journalistisch erstmals mit seinem musikalischen Leitbild beschäftigte, meisterte seine Aufgabe hervorragend. Er hat das Verfahren zur Rettung der Handschriften – die Papierspaltung – so plastisch beschrieben, daß jeder den komplexen Vorgang auf Anhieb versteht. Aller Anstrengung zum Trotz: Ein sehnlicher Wunsch wurde unserem Redakteur von den Staatsbibliothekaren verwehrt: Originalhandschriften bekam er bei seinen Recherchen nicht zu Gesicht. Die Restauratoren hatten offenbar Angst, Müllers Gegenwart könnte Bachs Hinterlassenschaften noch mehr zusetzen.
Wolfgang Hess / Bernd Müller