Acht Personen teilen sich die fünf Preise für die besten Bilder aus der Wissenschaft. Dabei hatte es die Jury diesmal besonders schwer: Noch nie war die Qualität der eingereichten Fotos insgesamt so hoch wie bei wissenschaft visuell ’99.
Fast immer, wenn Wissenschaftler über ihre Arbeit vortragen, geraten sie ins Schwärmen. Leider überträgt sich ihre Begeisterung deutlich seltener auf das Publikum. Die vielen Fachbegriffe, die schwer verständlichen Grafiken und das wenig beeindruckende Bildmaterial lassen die Zuhörer oft nur unter Aufbietung letzter mentaler Kräfte wach bleiben und am wissenschaftlichen Fortschritt teilhaben. Dabei sind selbst scheinbar trockene Themen eindrucksvoll zu visualisieren. Das beweisen nicht nur die fünf diesjährigen Preisträger des Fotowettbewerbs wissenschaft visuell, ins Leben gerufen von bild der wissenschaft zusammen mit der Gießener Professur für Fachjournalistik. Das bewiesen auch fast alle anderen Einsender, die sich mit insgesamt 221 Fotos um die Auszeichnungen beworben hatten.
“Noch nie lagen die Bewerbungen für wissenschaft visuell auf so hohem Niveau”, erklärte denn auch Prof. Siegfried Quandt, Vorsitzender und Sprecher der achtköpfigen Jury nach Abschluß der Bewertungsrunde. Außer ihm gehörten diesem Gremium an: Wolfgang Hess, bild der wissenschaft Hans-Peter Hill, Deutsche Presse-Agentur Herbert Knosowski, Associated Press Franz Miller, Fraunhofer-Gesellschaft Christian-Matthias Pohlert, Frankfurter Allgemeine Zeitung Oliver Richter, Leica Camera AG Martin Wieske, Verband der Lokalpresse
Die Preisträger werden ihre Auszeichnungen am 9. September im Deutschen Museum Bonn entgegennehmen.
Augenblick Gute Bilder sind wie Leitern in einem Heckenlabyrinth. Auf ihnen behält man den Überblick und entgeht der Verwirrung. So gesehen ist das prämiierte Foto von Jürgen Berger eine Leiter, sie lehnt mitten im unendlichen Labyrinth der Forschung. Von oben herab hat man das Labyrinth im Blick und begreift sein Wesen: den Vergleich. Je direkter der Vergleich, desto leichter die Erkenntnis. Zwei Taufliegen sind auf dem Foto zu sehen. Die rechte ist ein reines Naturprodukt.
Der linken Fliege haben Wissenschaftler des Max-Planck- Instituts für Entwicklungsbiologie in Tübingen ein Krebsgen eingebaut, das die Entwicklung ihrer Augen störte. So kann sie nur noch hell und dunkel unterscheiden. Erforscht werden auf diese Weise wesentliche Grundlagen zur genetischen Regulation.
Jürgen Berger arbeitet am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen – jenem Institut, an dem auch die Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard forscht. Berger ist dort seit 19 Jahren für die Wartung und Bedienung mehrerer Mikroskope zuständig. Die Forscher bringen ihm Präparate, um sie unter dem Mikroskop fotografieren zu lassen. Bei den ästhetischen Feinheiten hilft ihm der Computer. Inzwischen hat der 41jährige bereits über 7000 Objekte archiviert. Die Taufliegen auf dem Siegerfoto colorierte er so natürlich wie möglich.
Wolfgang Hess