Der Vierfüsser-Gang ist Folge einer geistigen Behinderung – zu diesem Schluss kamen Nicolas Humphrey und John Skoyles, Entwicklungspsychologen der London School of Economics, nachdem sie gemeinsam mit dem türkischen Neurophysiologen Üner Tan die Ulas-Geschwister untersucht hatten. Nach Ansicht der Briten geht die Fortbewegungsart auf eine so genannte zerebrale Ataxie zurück, eine krankhafte Rückbildung des Kleinhirns. Mit entsprechender Förderung hätten die Behinderten möglicherweise lernen können, aufrecht zu gehen, meinen die Forscher.
Der Berliner Genetiker Stefan Mundlos sieht das anders – zumal bislang kein Fall von zerebraler Ataxie bekannt sei, der mit dem Gang auf allen Vieren einhergeht. Mundlos ist überzeugt: „Hier haben wir es mit einem bisher unbekannten Defekt auf dem kurzen Arm von Chromosom 17 zu tun.” Dieser Schaden soll die Entwicklung verschiedener Teile des Gehirns stören – und auch die Verschaltungen, die den Gang auf zwei Beinen kontrollieren.
Für eine genetische Ursache spricht, dass mittlerweile noch weitere „Vierfüßer” gefunden wurden: Abdush in Adana sowie zwei Mitglieder einer südamerikanischen Familie. Ob sie allerdings tatsächlich am selben Gen-Defekt leiden wie die türkischen Ulas-Geschwister müssen detaillierte Untersuchungen erst noch zeigen.