Menschen suchen sich den Partner aus, der am besten zu ihnen paßt? Von wegen. Prof. Thomas Klein (44) vom Institut für Soziologie der Uni Heidelberg hat Daten der Standesämter und des Statistischen Bundesamtes gewälzt und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: „Unsere vermeintlich privatesten Entscheidungen werden von der Arithmetik des Heiratsmarktes stark mitbestimmt.” Dabei widerspricht die Statistik häufig dem gesunden Menschenverstand. Beispiel 1: Der Wunsch, einen Partner mit gleicher Bildung zu finden, sollte leichter zu erfüllen sein, seit sich auch Frauen um einen hohen Bildungsabschluß bemühen. Doch davon profitieren nur die Männer mit hohem Bildungsabschluß – für die hochgebildeten Frauen und Männer mit niedrigem Bildungsniveau haben sich die Chancen auf eine „bildungshomogame” Ehe verschlechtert. Beispiel 2: Die Tatsache, daß Männer jüngere Frauen heiraten, hat nichts mit alten Rollenklischees – junge Frau sucht Ernährer – zu tun, sondern ist eine Folge von Angebot und Nachfrage. Männer seien gezwungen, jüngere Frauen zu heiraten. Zum einen gebe es einen leichten Geburtenüberschuß bei den Männern, meint Klein. Zum anderen hat sich der Altersunterschied – Frauen sind im Durchschnitt drei Jahre jünger als ihre Männer – seit Jahrzehnten praktisch nicht verändert, was das Angebot gleichaltriger unverheirateter Frauen verknappt. So gesehen führt Thomas Klein selbst eine Durchschnittsehe: Seine Frau ist drei Jahre jünger.
Thomas Klein / Marcel Falk