Der Minotauros, jenes Ungeheuer mit dem Körper eines Menschen und dem Kopf eines Stiers in der griechischen Mythologie, ist das klassische Bild für ein Mischwesen, einen Hybriden. Dabei haftet dem Wort „Hybrid” heute nichts Ungeheuerliches mehr an: von der Computertechnik bis zum Bauwesen und zur Architektur, von der konventionellen Tier- und Pflanzenzucht bis zur Molekularbiologie – überall hat es inzwischen Einzug gehalten.
Meyers Handlexikon von 1871 kannte bloß die biologische Bedeutung des Worts Hybrid: „von zweierlei Herkunft, Bastardpflanze, durch Vermischung verschiedener Gattungen erzeugt” . Musterbeispiel: das Maultier, das Pferd und Esel als Eltern hat. In der Pflanzenzucht stehen hybride Pflanzen bei der Saatgut-Industrie hoch im Kurs: Aus dem Samen entstehen nur keimunfähige Früchte, die Bauern können ihr Saatgut nicht mehr selbst erzeugen, profitieren aber andererseits durch höhere Ernteerträge.
In der Technik bekam das Wort erst im 20. Jahrhundert eine Bedeutung. Heute gibt es kaum einen Bereich, der keine hybriden Lösungen kennt. Nur das Wort „System” dürfte noch häufiger in unterschiedlichen Bedeutungen auftreten. So gibt es etwa Raketen mit Hybridtriebwerken und Computer als Hybridrechner, die sowohl analoge Daten verarbeiten können als auch digitale. Auch kombinierte Werkstoffe werden oft als hybride Werkstoffe bezeichnet, etwa Stahlbeton. Grundsätzlich geht es dabei immer um die Zusammenführung zweier Technologien. In der Vergangenheit waren diese Lösungen oft mit Nachteilen belastet, die durch die Vorteile nicht aufgewogen wurden. Nachdem immer mehr hoch spezialisierte Lösungen für bestimmte Technologien – etwa Verbrennungsmotoren – an ihre Grenzen stoßen, sich zugleich aber durch eine intelligente Verknüpfung und Steuerung die Nachteile einer Kombination verschiedener Technologien verringern lassen, steigen die Chancen der Hybride. Ein gutes Beispiel ist der Hybridantrieb im Auto.