den 31. Dezember 1987 wird Prof. Axel Haverich nie vergessen. Damals transplantierte er in der Medizinischen Hochschule Hannover als Erster in Deutschland ein Herz mitsamt Lunge. Der Patient war ein kleines Kind, die komplette Prozedur vom Bekanntwerden, dass passende Organe vorhanden sind, über die Operation bis zu ihrem Abschluss dauerte 60 Stunden. „Auf dem Nachhauseweg”, erinnert sich Haverich, „bin ich von der Polizei angehalten worden, weil ich Schlangenlinien fuhr. So fertig war ich.”
Die kombinierte Herz-Lungen-Transplantation, im Medizinerjargon HLTx genannt, ist nach wie vor ein vergleichsweise seltenes Ereignis: Pro Jahr bekommen in Deutschland durchschnittlich 20 Patienten ein fremdes Herz und eine fremde Lunge, die Mehrzahl von ihnen wird von Haverich und seinem Team in der Medizinischen Hochschule Hannover operiert. Auch Markus Müller, dem im Jahr 2000 neue Organe verpflanzt wurden, gehört zu ihren Patienten.
Die häufigste Einzelerkrankung, die eine Doppeltransplantation notwendig macht, ist die so genannten primäre pulmonale Hypertonie, erklärt Privatdozent Martin Strüber, Chirurg und Oberarzt im Team von Haverich. Dabei handelt es sich um eine krankhafte Druckerhöhung in den Lungenarterien, deren Ursache unbekannt ist und unter der Frauen häufiger als Männer leiden. Andauernde Erkrankungen des Lungengewebes, beispielsweise chronische Bronchitis, chronisches Asthma oder ein Lungenemphysem können eine sekundäre pulmonale Hypertonie verursachen. Auch dabei wird das Herz meist mitgeschädigt, so dass oft eine kombinierte Transplantation erforderlich ist.
Eine weitere typische Patientengruppe leidet wie Markus Müller seit der Kindheit an einem angeborenen Herzfehler, der schließlich die Funktion der Lunge in Mitleidenschaft zieht. Schließlich kann eine Doppeltransplantation auch bei Menschen, die an der Erbkrankheit Zystische Fibrose leiden, notwendig sein. Bei ihnen ist das Lungengewebe durch chronische Entzündungen geschädigt.
Das Hauptproblem nach einer Herz-Lungen-Transplantation, erklärt Haverich, sind Infektionen und Abstoßungsreaktionen. Besonders im ersten Jahr nach der Operation ist das Risiko für eine akute Organabstoßung hoch: Etwa 10 bis 20 Prozent der transplantierten Organe gehen verloren. Später kommt es bei rund 30 Prozent der Patienten infolge einer chronischen verlaufenden Abstoßung zum Verlust des Organs.