Ob bei Einkauf, Banking, Urlaubsplanung oder Partnersuche – besonders einfach geht es im World Wide Web. Daher erledigen auch Firmen zwei Drittel ihrer Geschäfte online. Tendenz: steigend. Das weltweite Datennetz hat die Welt radikal verändert.
Daher erstaunt es kaum, dass das World Wide Web als Sieger aus unserer Expertenbefragung zum 50-jährigen Bestehen von bdw hervorgegangen ist. Keine andere technische oder wissenschaftliche Errungenschaft der letzten Jahrzehnte, so die Ansicht der Forscher-Community, war einflussreicher.
Dabei hatte Tim Bernes Lee keineswegs eine Revolution im Sinn, als er 1989 das Fundament für das World Wide Web legte. Dem Informatiker am Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf ging es darum, den Austausch experimenteller Daten zu erleichtern. Dazu schuf er eine neue Sprache für Computer: die Hypertext Markup Language (HTML). Damit lassen sich Informationen auf speziell programmierten Seiten im Internet ablegen und verknüpfen. Dieser Kniff machte das Internet, das die Forscher schon seit 1969 kannten, tauglich für eine Nutzung durch Jedermann. 1993 wurde das WWW allgemein zugänglich, es folgte ein kolossaler Boom.
Während in Deutschland der Anteil der über 14-Jährgen, die das Internet nutzten, 2014 noch bei 75 Prozent lag, kratzt er heute an der 100-Prozent-Marke. Offliner sind selten geworden. 60 Prozent der Menschen gehen sogar täglich online – und das immer häufiger von unterwegs, etwa per Smartphone. Zugleich explodiert die Zahl der Webseiten. Sie liegt aktuell bei weltweit über 1,1 Milliarden. Und in jeder Sekunde werden drei neue Webseiten erstellt.
Besonders beliebt sind die Angebote großer US-Konzerne. Die Spitzenplätze der meistbesuchten Seiten in Deutschland belegen Google, YouTube, Amazon und Facebook. Erst auf Platz sieben steht mit bild.de ein deutscher Onlinedienst und auf dem achten Platz mit Wikpedia ein nichtkommerzielles Angebot (siehe S. 78, „Digitale Alternativen“).
Doch die Möglichkeiten des Web haben auch Schattenseiten. Cyberattacken auf Firmen, öffentliche Einrichtungen und private Nutzer nehmen zu – mit teuren Folgen: laut dem Digitalverband Bitkom erlitten Unternehmen in Deutschland 2023 durch Angriffe aus dem Netz einen Schaden von rund 270 Milliarden Euro. Ob Ransomware, Phishing oder Distributed Denial of Service: So exotisch wie ihre Namen klingen, so perfide sind die Methoden, mit denen Kriminelle sensible Daten stehlen oder ganze Webportale lahmlegen.
Häufig kommen sie per E-Mail. Laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Darmstadt hatten 2023 zwei Drittel aller E-Mails einen Cyberangriff als Ziel: Erpressung oder Betrug. Und noch eine Zahl des BSI lässt schaudern: Rund eine Viertelmillion neuer Schadsoftware-Varianten wurde 2023 entdeckt – und zwar pro Tag!
Ralf Butscher ist seit Anfang 2001 bdw-Redakteur für Technik und Kommunikation. Von den 60 Jahren bild der wissenschaft durfte er damit fast 25 Jahre hautnah miterleben und mitgestalten. Unzählige Stunden hat er während dieser Zeit, zum Beispiel für Recherchen zu Forschungsthemen, im World Wide Web verbracht – und dabei viel gelernt.
