Zweimal pro Jahr, einmal im Frühjahr und einmal im Herbst, besucht uns Onkel Oskar. Er ist eigentlich gar nicht mein Onkel, sondern ein Vetter meines Großvaters mütterlicherseits. Da es aber für diesen Verwandtschaftsgrad wohl kein eigenes Wort gibt, nennen meine Frau, meine Kinder und ich ihn einfach Onkel. Er ist fast 90 Jahre alt und lebt mit seinen Gedanken meist in der Vergangenheit. Wenn er uns besucht, redet er nur wenig und verträumt den Tag im Schaukelstuhl. Doch wenn er einmal aus seinem langen Leben erzählt, hören ihm alle gebannt zu. “Wie ihr wißt, stamme ich aus einem Dorf im Emsland, wo die Kirche noch den Tagesrhythmus der Menschen bestimmte. Mein Leben lang wurde ich jeden Morgen um sechs Uhr durch das Angelusläuten der Glocken geweckt und verließ, wenn die Kirchturmuhr sieben schlug, das Haus, um zur Arbeit zu gehen. Ich verdiente mein Geld als Forstarbeiter, und mein Arbeitsplatz waren die Wälder rund um unser Dorf.” Onkel Oskar sah mit entrücktem Blick durch uns hindurch in die Vergangenheit. Nach einer Weile fuhr er fort: “Eine Armbanduhr habe ich nie besessen, aber man konnte bis weit über die Grenzen des Dorfes hinaus den Schlag der Kirchturmuhr hören, so daß ich immer wußte, wie spät es war. Mir reichte das, aber meine Frau hatte sich immer eine eigene Uhr gewünscht.
Doch Uhren waren teuer, und so sparte ich lange und schenkte ihr dann zu ihrem vierzigsten Geburtstag eine kleine Standuhr.” Onkel Oskar seufzte bei der Erinnerung an seine Frau. “Die Uhr hatte sogar einen Sekundenzeiger. Meine Frau war so glücklich mit ihrem Geschenk, daß sie immer wieder ihren Stuhl vor die Uhr rückte und unermüdlich fasziniert beobachtete, wie der Sekundenzeiger mit winzig kleinen Schritten im Kreis herumhastete. Eines Morgens, als die Kirchturmuhr gerade sieben geschlagen hatte, sagte sie zu mir: ,Die Uhr hat genau 21 Sekunden für die sieben Schläge gebraucht.O Als ich mittags im Wald die Kirchturmuhr zwölf Uhr schlagen hörte, fiel mir die Bemerkung meiner Frau wieder ein, und ich überlegte, wieviel Zeit die Uhr für die zwölf Schläge benötigte.” Wissen Sie die Antwort?
Die Lösung des November-Cogitos:
(1) Arthur ist nicht der Komplize des Mörders. (2) Bill ist nicht der Mörder. (3) Charley ist nicht unschuldig.
Da sich jede Aussage auf einen anderen Bruder bezieht, kann der unschuldige Bruder nicht alle drei gemacht haben, denn dann hätte er eine über sich selbst gemacht. Weil er jedoch mindestens eine Aussage gemacht hat, stammen entweder eine oder zwei Aussagen von ihm. Falls nur eine der Aussagen von dem unschuldigen Bruder stammt, kann auch nur eine richtig sein, und zwei müssen falsch sein. Das ist aber unmöglich, denn ganz gleich, welche beiden Aussagen man als falsch annimmt, es führt immer dazu, daß dann auch die dritte falsch sein muß. Darum hat der unschuldige Bruder zwei Aussagen gemacht, und beide müssen sich auf seine beiden Brüder beziehen. Falls Arthur der unschuldige Bruder ist, stammen (2) und (3) von ihm und (1) wäre falsch. Das führt jedoch zu dem Widerspruch, daß Arthur der Komplize des Mörders sein müßte. Folglich kann er nicht unschuldig sein. Falls Bill der unschuldige Bruder ist, stammen (1) und (3) von ihm und (2) wäre falsch. Das führt aber zu dem Widerspruch, daß Bill der Mörder wäre. Darum kann auch Bill nicht unschuldig sein. Falls Charley der unschuldige Bruder ist, dann stammen (1) und (2) von ihm und (3) wäre falsch. Dies würde bedeuten, daß Bill der Mörder, Arthur sein Komplize und Charley der Unschuldige ist. Dies allein führt zu keinen Widersprüchen und muß deshalb die Lösung des Problems sein.
Heinrich Hemme