Mit einer wissenschaftlichen Tagung und einem Zählertreffen begehen in den kommenden Tagen Bürgerforscher und hauptberufliche Wissenschaftler das 10-jährige Jubiläum. Das Tagfalter-Monitoring Deutschland wird vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) wissenschaftlich koordiniert und in enger Kooperation mit der Gesellschaft für Schmetterlingsschutz e.V. (GfS) und der Online-Plattform Science4you organisiert. Zum Jubiläum präsentiert das UFZ nun auch stolz die bisherige Bilanz des Projekts. Die gewonnen Erkenntnisse sind in zahlreiche Studien und Publikationen eingeflossen, beispielsweise sogar in den Weltklimabericht des IPCC.
Ziele des Tagfalter-Monitorings Deutschland
Grundlegendes Ziel des Projekts ist es, die großräumige Bestandsentwicklung der Populationen der 150 wichtigsten Tagfalterarten zu erfassen. Der entsprechenden Arbeitsaufwand wäre durch wissenschaftliches Personal nicht leistbar – er ist nur durch die Hilfe der vielen ehrenamtlichen Zählerinnen und Zähler zu bewältigen. Für die Wissenschaft sind diese Daten ein Schatz in gleich mehrerer Hinsicht: Sie ermöglichen Einblicke in die langfristige Bestandsentwicklungen und die aktuelle Gefährdungssituation der Arten. Da gleichzeitig aber auch Informationen zu den Lebensräumen erfasst werden, sind auch Einschätzungen und Entwicklungsprognosen der einzelnen Regionen möglich. Durch die Kombination der Tagfalterdaten mit Klima- und Landnutzungsinformationen können die Forscher außerdem den Einfluss von Klima und von menschlichen Eingriffen auf die Bestandsentwicklungen untersuchen.
An den Schmetterlingen kann man es ablesen
An den Bestandsentwicklungen der Tagfalterarten lassen sich wichtige Informationen über Umweltveränderungen ablesen, betont das UFZ. Vor allem reagieren die schönen Insekten schnell auf Umweltveränderungen, etwa des Klimas oder der Landnutzung. Das liegt an ihren kurzen Entwicklungszeiten, den hohe Reproduktionsraten und teils sehr speziellen Ansprüchen an den Lebensraum.
Seit 2005 haben die über 600 ehrenamtlichen Zähler an 500 Standorten fast 900.000 Einzelmeldungen mit insgesamt rund 2.250.000 Individuen registriert. Die über diese Daten gewonnenen Erkenntnisse sind in zahlreiche internationale und nationale Studien, Publikationen und Berichte eingeflossen. Highlight ist dabei eine Veröffentlichung im renommierten Journal Nature Climate Change 2012. Sie besagte: Im statistischen Mittel liegen Tagfalter 135 Kilometer hinter der temperaturbedingten Verschiebung ihrer optimalen Lebensräume zurück. Sie können also mit dem Tempo des Klimawandels nicht mithalten. Diese Studie wurde in gleich zwei Kapiteln des letzten Weltklimaberichtes des IPCC zitiert, als es darum ging, welche Tier- und Pflanzengruppen wie gut im Vergleich untereinander in der Lage sind, sich klimatischen Änderungen anzupassen.
Dieses Beispiel und viele andere dokumentieren den großen Erfolg des Projekts. Und es soll natürlich weitergehen. Nach wie vor ist die Gemeinschaft an engagierten Mitarbeitern interessiert. Die Website des Projektes gibt Informationen, wie man zum ehrenamtlichen Schmetterlings-Forscher werden kann. Ein schönes und zugleich sinnvolles Hobby!
Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)