Und funktioniert’s?
Ich sitze in meinem Büro vor meinem Computer und frage mich: „ Wo bin ich?” Sicher, das Gebäude liegt in der Stuttgarter Willy-Brandt-Straße. Aber wo bin ich genau, geografisch gesehen? Diese Frage soll mir die Casio Protrek beantworten, die erste Armbanduhr der Welt mit eingebautem GPS-Empfänger. Sie zapft 24 Satelliten an, die pausenlos Positionssignale zur Erde funken. Mit dem Global Positioning System läßt sich der eigene Standort auf rund 30 Meter genau bestimmen.
Beim ersten Mal versucht der GPS-Empfänger verzweifelt, die Signale von mindestens drei Satelliten zu empfangen. Das relativ grobe Display der Uhr, das die Projektion der Himmelshemisphäre darstellt, zeigt an, daß es acht Satelliten im Visier hat, doch die Signalqualität reicht im Gebäude nicht aus, um die Peilung abzuschließen. Als ich mich todesmutig weit aus dem Fenster lehne, klappt es: N 48°47’07”, E 9°11’35” ist zu lesen. Ich muß den Wert einfach glauben, weil ich keine Karte habe, die mir Längen- und Breitengrade der Stuttgarter Innenstadt so präzise angibt. Im Park macht die Protrek richtig Spaß: Wenn man nicht gerade zwischen Bäumen steht, funktioniert die Peilung innerhalb einer Minute.
Doch für die Stadt ist die GPS-Uhr nicht gedacht, weil sie dort jedem Stadtplan unterlegen ist – eigentlich taugt sie hier nur als Statussymbol. Interessant wird es abseits bewohnter Gebiete, im Gebirge, in der Wüste oder auf hoher See. Mit einer guten Karte kann die Protrek Leben retten. Sie bestimmt nämlich nicht nur die aktuelle Position, sondern verfolgt den zurückgelegten Weg und zeigt in einem Gitternetz die Marschrichtung und die Entfernung zu vorher festgelegten Zielpunkten an. Damit ist ein Verirren nahezu ausgeschlossen.
Auch wenn Casio ein Wunder an Miniaturisierung gelungen ist, wirkt die Protrek mit ihrem Gewicht von 148 Gramm und dem dicken Batteriefach an einer zierlichen Damenhand ziemlich klobig. Für den sonnengegerbten Arm des Globetrotters ist sie aber wie geschaffen. Der wird dagegen mit den winzigen Knöpfchen auf der Oberseite des Gehäuses Probleme haben. Übrigens: Die Uhrzeit zeigt die Protrek auch an (automatisch korrigiert durch die GPS-Satelliten), und eine Alarmfunktion ist ebenfalls eingebaut.
Der Hersteller
Casio Computer GmbH Deutschland, Tel: 040/52865-0, Internet: www.casio.com Die Protrek GPS kostet circa DM 1000,– und ist im Fachhandel erhältlich.
Die Konkurrenz
Als GPS-Empfänger in einer Armbanduhr ist die Protrek derzeit einzigartig. Wer nicht unbedingt den winzigsten aller GPS-Empfänger braucht, findet in Camping- und Outdoorläden oder im Elektronikfachhandel eine reiche Auswahl an Geräten. Die günstigsten kosten ab DM 350,– und besitzen ähnliche Funktionen wie die Casio Protrek, teurere Modelle bieten deutlich mehr Komfort.
Das Satellitennetz
Die 24 Navstar-Satelliten des Global Positioning System werden vom amerikanischen Militär betrieben. Sie umrunden den Globus in 20000 Kilometer Höhe alle 12 Stunden und sind so koordiniert, daß an jedem Ort der Erde immer die Signale von mindestens vier Satelliten zu empfangen sind. Die Posi- tionsangaben werden vom Pentagon künstlich verschlechtert, so daß Ortungen bestenfalls auf 15 bis 30 Meter genau sind. Ein zusätzliches verschlüsseltes Signal, das nur das US-Militär benutzen kann, ist wesentlich genauer und dürfte eine Präzision von unter einem Meter zulassen.
Die Peilung
Die Satelliten senden laufend ihre genaue Position aus, sowie die präzise Zeit, die an Bord von einer Atomuhr gemessen wird. Aus den Positionen von drei Satelliten und den Laufzeiten der Signale errechnet der GPS-Empfänger einen Schnittpunkt: die geografischen Koordinaten.
Bernd Müller