Wie Wörter in einer Sprache gelesen und gesprochen werden, beeinflußt die Gewichtung der damit verbundenen Gehirnaktivitäten, wies Uta Frith vom University College London nach. Das Ergebnis eröffnet neue Möglichkeiten zu verstehen, wie Leseschwächen entstehen und wie Erfahrungen die Organisation des Gehirns prägen. Englische Muttersprachler brauchen mehr Zeit, bis sie ein Wort gelesen haben, als Italiener. Denn im Italienischen stehen Buchstaben oder Buchstabenkombinationen fast immer für dieselben Laute, während im Englischen beispielsweise „cough”, „ bough”, „dough” und „tough” ganz unterschiedlich ausgesprochen werden. Messungen der Gehirnaktivität zeigten, daß bei englischen Muttersprachlern der linke vordere und der hintere innere Schläfenlappen besonders aktiv sind, während bei Sprechern des Italienischen der linke untere Schläfenlappen dominiert. Daß alle drei Hirnregionen notwendig für das Lesen sind, ist schon länger bekannt.
Rüdiger Vaas