Wer die Akropolis, den Burgberg Athens, betreten will, muss bis heute eine monumentale Treppe an der Westseite emporsteigen. Noch im 2. Jahrhundert n. Chr. schwärmte der Schriftsteller Pausanias von dem Eingangsbau: „Die Propyläen haben ihr Dach aus weißem Marmor und waren noch bis in meine Zeit an Stattlichkeit und Größe der Marmorblöcke unübertroffen.“ Als die Perser 480 v. Chr. die Akropolis einnahmen, zerstörten sie neben den Tempeln auch das Eingangstor. Erst eine Generation später, unter der Führung des Perikles, gestalteten die Athener ihren Burgberg neu.
437 v. Chr. begann der Architekt Mnesikles mit den Arbeiten am Zugangsbereich. Äußerst geschickt kaschierte er den starken Höhenunterschied an dieser Stelle mit einer Plattform, zu der vier Stufen führten. Außerdem verlagerte Mnesikles die Sichtachse: Der Vorgängerbau war auf den Parthenon ausgerichtet gewesen, der neue Zugang ließ die Eintretenden direkt auf die gewaltige Statue der Athena Promachos mit erhobenem Speer blicken. Fünf Jahre brauchte es, das Meisterwerk zu vollenden. Möglicherweise brach man die Arbeiten auch ab, denn ein neuer Krieg band Athens Ressourcen.
Die vollendete architektonische Meisterschaft des marmornen Torbaus inspirierte die von der griechischen Klassik begeisterten Architekten der Moderne. Sie lebt fort in der Münchner Torhalle und dem Brandenburger Tor in Berlin.