Anfang Februar 1713, während des Nordischen Kriegs, traf Zar Peter der Große, Verbündeter des siegreichen dänischen Königs, auf Schloss Gottorf bei Schleswig ein. Sein Interesse galt dem „Globushaus“ im Neuwerkgarten, worin sich die größte Attraktion Gottorfs befand: ein begehbarer Riesenglobus von drei Metern Durchmesser. Dem Besucher zeigte sich zunächst die Weltkugel, doch sobald er die schmiedeeiserne Konstruktion betrat und sich auf die kreisrunde Sitzbank setzte, entfalteten sich vor seinem Auge der Sternenhimmel und der Lauf der Sonne, sogar beweglich! Der riesige Globus war also sowohl Weltkugel als auch Planetarium. Das Wunderwerk war zwischen 1650 und 1664 nach einer Idee Herzog Friedrichs III. von Gottorf vom Hofgelehrten Adam Olearius konstruiert und vom Büchsenmacher Andreas Bösch gebaut worden.
Zar Peter war vom Riesenglobus so beeindruckt, dass er ihn vom Schlossherrn Herzog Christian Albrecht als „Geschenk“ erbat – und der Herzog konnte sich nicht weigern. So wurden am 6. Februar 1713 die Kisten mit Globus und Zubehör gepackt, per Schiff nach Tallinn gebracht und von dort auf Schlitten weitertransportiert. Vier Jahre dauerte die Odyssee, ehe der Riesenglobus in St. Petersburg in der Kunstkammer des Zaren aufgestellt werden konnte, wo er sich nach mehreren Restaurierungen und Standortwechseln heute wieder befindet. Erst 2005 wurde im Gottorfer Schlosspark ein neues Globushaus mit einem Nachbau des Riesenglobus eingeweiht.