10 000 Polizisten standen im November 1987 den 120 Bewohnern und Bewohnerinnen der Hamburger Hafenstraße gegenüber. Die Lage drohte zu eskalieren. Junge Menschen aus der links-alternativen Szene hatten in den 1980er Jahren zwölf heruntergekommene Häuser im Hamburger Stadtteil St. Pauli besetzt und wollten damit gegen Bauspekulation protestierten. Die städtische Wohnungsbau-Gesellschaft aber plante den Abriss der Häuser, was zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen der Polizei und den Bewohnern führte. Kurzfristige Vereinbarungen verhinderten zunächst eine Vertreibung der Okkupanten und etablierten einen Status quo.
Doch 1987 wendete sich das Blatt: Die Häuser in der Hafenstraße sollten Bürohochhäusern weichen. Gegen die Räumung setzten sich die Besetzer mit Barrikaden und militanten Aktionen zur Wehr. Da griff der sozialdemokratische Erste Bürgermeister von Hamburg, Klaus von Dohnanyi, ein: Gegen die Mehrheit der eigenen Partei und der Bürgerschaft veranlasste er den Stopp des Polizeieinsatzes. Er wollte kein Blutvergießen. Am 19. November 1987 unterzeichnete von Dohnanyi mit den Besetzern einen Pachtvertrag. 1995 schließlich verkaufte die Stadt Hamburg die Häuser an eine von den Bewohnern gegründete Genossenschaft.