Der Kaufpreis betrug eine Deutsche Mark: Der Berliner Großbäcker Horst Schiesser erwarb am 18. September 1986 mit diesem symbolischen Betrag den größten europäischen Wohnungskonzern, die „Neue Heimat“. Die Sache hatte nur einen Haken: Das Unternehmen hatte Schulden in Höhe von 17 Milliarden Mark. Bis zum Verkauf hatte die „Neue Heimat“ unter das Dach des Deutschen Gewerkschaftsbundes gehört. Der Konzern hatte sich der Idee des gemeinnützigen Wohnungsbaus verpflichtet und maximal vier Prozent Gewinn an die Eigentümer zurückgeführt. So ent‧wickelte er in Westdeutschland seit 1950 etliche große Bauprojekte. Das Spektrum reichte von Plattenbauten bis hin zu experimentellem Bauen für die „documenta urbana“ in Kassel 1982. Insgesamt befanden sich 190 000 Wohnungen im Firmenbesitz.
Anfang der 1980er Jahre geriet die „Neue Heimat“ erstmals in die Schlagzeilen. Die Geschäftsführung musste sich wegen Korruptionsvorwürfen verantworten. Der massive Schuldenberg hatte indes andere Gründe. Das Management weitete zur Gewinnsteigerung die Unternehmensgeschäfte auf ausländische Beteiligungen aus und erreichte das Gegenteil. Wenig Fortüne hatte auch Horst Schiesser mit seinem vermeintlichen Schnäppchen. Das Sanierungskonzept scheiterte, da die Banken die notwendigen Kredite verweigerten. Die Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP hatte schon lange vorher signalisiert, dass mit einer staatlichen Schuldenübernahme nicht zu rechnen war. So wurde das Unternehmen abgewickelt; die Wohnungs‧bestände verkaufte man.