Nach dem Frieden von Campoformio mit Österreich im Oktober 1797 war England die einzige europäische Großmacht, die vor der schlagkräftigen französischen Revolutionsarmee noch nicht kapituliert hatte. Das in Paris herrschende Direktorium reagierte unverzüglich: Eine Armee gegen England wurde ausgehoben und der Oberbefehl dem in Italien erfolgreichen General Napoleon Bonaparte übertragen. Ein direkter Angriff auf England schien jedoch aussichtslos. Eine Besetzung Ägyptens, so Napoleon, würde jedoch die Engländer an einem empfindlichen Nerv treffen. Die Handelswege zwischen England und Indien – die Quelle des wirtschaftlichen Reichtums Englands – verliefen auf dem Landweg über Ägypten.
Am 19. Mai 1798 brach Napoleon mit 38 000 Mann zur Eroberung Ägyptens auf. Triumphe und Niederlagen wechselten ein-ander ab. Dann jedoch wendete sich das Blatt endgültig: Am 31. August 1801 kapitulierte der französische General Jacques-François Menou in Alexandria vor den britischen Truppen. Napoleon war schon 1799 nach Frankreich zurückgekehrt. Den Rückzug traten die Franzosen jedoch nicht mit leeren Händen an. Von einer allgemeinen Orientbegeisterung erfasst, hatten sich Napoleons Feldzug 200 Wissenschaftler und Künstler angeschlossen. Und so befanden sich im Gepäck der Forschungsreisenden bedeutende archäologische Funde, darunter der Stein von Rosette, mit dessen Hilfe es dem Sprachwissenschaftler Jean-François Champollion 1822 gelang, die Hieroglyphenschrift zu entziffern.