Das 3. Jahrhundert war gezeichnet von Krisen: Usurpatoren griffen nach der Herrschaft, Barbaren bedrohten die Grenzen, und ständig fehlte das Geld. Als ein gewisser Postumus im Jahr 260 am Rhein von seinem Heer zum Kaiser ausgerufen wurde, geschah etwas geradezu Unerhörtes: Postumus marschierte nicht auf Rom, und der römische Kaiser Gallienus versuchte auch nicht, den Aufstand niederzuschlagen. Gallienus hatte andere Probleme zu lösen, und Postumus kam ihm dabei durchaus gelegen. Der Usurpator gerierte sich zwar als offizieller Kaiser, nannte sich Konsul, umgab sich mit einem eigenen Senat und schuf ein Parallelreich, das immerhin die germanischen Provinzen, Gallien, Britannien und die spanische Halbinsel umfasste. Aber gleichzeitig blieb er dort und verteidigte mit aller Kraft die Grenzen.
Dieses Gallische Sonderreich erwies sich als erstaunlich stabil und überdauerte sogar den Tod des Postumus im Jahr 269. Doch 273 hatte der neue Kaiser in Rom, Aurelian, das Imperium so weit im Griff, dass er die Untergrabung seiner Autorität durch einen zweiten Kaiser nicht mehr tolerieren wollte. Er zog mit einem Heer nach Norden. Tetricus, der zu diesem Zeitpunkt Kaiser des Sonderreichs war, kapitulierte kampflos. Sein Heer dagegen kämpfte verzweifelt, wurde aber im Frühjahr 274 in der heutigen Champagne von Aurelian besiegt. So endete das Gallische Sonderreich, das den Westen des Imperium Romanum immerhin 14 Jahre lang gesichert hatte.