Eifrig verbreiteten die Urchristen das Wort Jesu unter den Menschen. Ihre ersten Anhänger gewannen sie vor allem unter den Juden, die in Jesus von Nazareth ihren Messias sahen. Diese verstanden sich weiter als Juden und befolgten die Gesetze der Thora. Doch besonders Paulus missionierte auch erfolgreich unter Nicht-Juden. Deren schnell steigende Zahl in den Christengemeinden führte jedoch schon bald zu Debatten und warf Fragen auf: Müssen sich diese „Heidenchristen“ beschneiden lassen und gemäß den religiösen Vorschriften leben? Dürfen Juden und Christen jüdischer Herkunft mit ihnen essen, wenn sie nicht die umfangreichen Speisegebote befolgen? Für Paulus stellte der Glaube an die Botschaft Jesu die neuen Anhänger bereits den gebürtigen Juden gleich. Doch viele sahen das anders.
Um eine einheitliche Position zu finden, kamen die wichtigsten Vertreter, die Apostel, wohl im oder um das Jahr 48 in Jerusalem zusammen. Dieses sogenannte Apostelkonzil traf einen Kompromiss: Die „Heidenchristen“ sollten ein Minimum an Vorschriften befolgen, damit jüdische Christen mit ihnen geregelten Umgang pflegen konnten. Paulus glaubte sich in seiner theologischen Position bestätigt, dass nicht die Thora heilige, sondern der Glaube an das Wort Jesu. Eine Deutung, die bis heute im Christentum fortwirkt. Doch solange sich ein Teil der Urchristen weiter als Juden verstand und nicht ausschließlich als Christen, blieben die Konflikte im Alltag bestehen.