Der Tod des Kaisers Augustus im Sommer des Jahres 14 n. Chr. versetzte das Imperium Romanum in eine Schockstarre. Zwar folgte ihm sein Adoptivsohn Tiberius in der Herrschaft nach, doch in diesem Moment der Unsicherheit meuterten im Herbst zwei der wichtigsten Heeresverbände: die Armee in Pannonien an der Donau und die vier Legionen in Niedergermanien bei Köln. Die Soldaten verlangten Erleichterungen wie höheren Sold, kürzere Dienstzeiten und bessere Behandlung. In Pannonien konnte Drusus, der Sohn des Tiberius, die Mannschaften schnell beruhigen. In Germanien wurde Germanicus, dem Neffen und Adoptivsohn des Tiberius, seine enorme Popularität fast zum Verhängnis, als er die Soldaten zur Räson bringen wollte. Die Legionen waren kurz davor, ihn zum Kaiser auszurufen, bis er damit drohte, sich selbst zu töten. Zumindest schilderte dies der römische Geschichtsschreiber Tacitus in dramatischen Bildern.
Fakt ist, dass Germanicus eigenmächtig weitgehende Zusagen machte und Rädelsführer töten ließ. Im Anschluss kanalisierte er die Emotionen des Heeres auf einen äußeren Feind: Er ordnete einen Feldzug ins freie Germanien an, der bis 16 n. Chr. andauerte und aus römischer Sicht zumindest ordentlich verlief. Tiberius lobte seine Söhne, bestätigte zähneknirschend die von Germanicus in Aussicht gestellten Erleichterungen und nahm seinem beliebten Adoptivsohn doch die Eigeninitiative übel. Allerdings verdankte er dessen beherztem Eingreifen seine Herrschaft.