Drei lange Jahre hatte der Staufer Friedrich II. für diesen Moment gekämpft: Am 25. Juli 1215 wurde er in einer glanzvollen Zeremonie in der Aachener Pfalzkapelle vom Erzbischof von Mainz zum römisch-deutschen König geweiht und gekrönt. Dabei war er doch längst König! 1196, als Zweijähriger, war er als Friedrich Barbarossas Enkel und Erbe der sizili?schen Krone von den deutschen Für-sten gewählt worden. 1212 wiederholte sich der Vorgang. Aber das reichte nicht, um den alleinigen Anspruch auf die deutsche Königswürde sichtbar zu machen: Schuld war Friedrichs Kontrahent, der Welfenkaiser Otto IV.
Dieser hatte mit dem Staufer Phil-ipp von Schwaben um die Königswürde konkurriert, die beiden in der Doppelwahl 1198 zugesprochen worden war. Nach dem Tod Philipps 1209 erlangte Otto die Kaiserkrone. Der jugendliche Friedrich hatte zwar viele Anhänger um sich scharen können, nachdem er 1212 die Alpen überquert und nach Süddeutschland gezogen war; die Gunst vieler wichtiger Reichsfürsten aber blieb ihm noch immer versagt, der Weg nach Aachen versperrt. Bis Otto IV. 1214 bei Bouvines eine vernichtende Niederlage gegen den französischen König hinnehmen mußte und seine Anhänger im Reich verlor. Nun erst konnte Friedrich II. das Erbe seiner Ahnen unangefochten antreten.