Stinkbomben, Schlagstöcke und weiße Mäuse – das waren die „Requisiten“, mit denen die Berliner Nazis die ersten Vorstellungen des US-Films „Im Westen nichts Neues“ störten. Die „Frankfurter Zeitung“ berichtete am 7. Dezember 1930: „Rufe ,Nieder mit der Hungerregierung, die solch einen Film gestattet!‘ wurden laut. Als dann das Licht im Saal eingeschaltet wurde, erhob sich auf dem Rang Dr. Goebbels zu einer Ansprache …“
Der Streifen, der Goebbels und seine Anhänger so verärgerte, war international bereits ein Riesenerfolg gewesen, 23 Wochen allein in New York gelaufen und hatte Oscars für den besten Film und die beste Regie eingeheimst. Mit nie dagewesener Eindringlichkeit führte der aus Rußland stammende Regisseur Lewis Milestone in seinem Film nach einer Romanvorlage von Erich Maria Re-marque die Schrecken des Krieges vor Augen. War der Roman bereits höchst umstritten gewesen, so führte der Film endgültig zum Eklat: Nationalkonservative und Nationalsozialisten verbanden mit ihren Tiraden gegen dieses „Machwerk“ allen Haß auf die Republik.
Die Regierung verbot zunächst das Demonstrieren gegen den Film – aber ohne Erfolg. Und so gaben die Behörden rasch nach: Am 11. Dezember entzog die „Filmoberprüfstelle des Deutschen Reichs“ dem Film die Verleiherlaubnis wegen „Gefährdung des Ansehens im Ausland“. Schon ein knappes Jahr vor der Machtübernahme der Nazis hat so die Republik auf dem Kriegsschauplatz Kino vor ihren ärgsten Feinden kapituliert.