Der Dominikanermönch Thomas von Aquin, 1274 gestorben, war ein wichtiger Vertreter der Scholastik und gilt bis heute als einer der bedeutendsten Theologen und Lehrer der katholischen Kirche. Für seine Gelehrsamkeit bewunderten ihn schon zu Lebzeiten viele Menschen, aber als Heiliger verehrt, wie etwa sein Lehrer Albertus Magnus, wurde er zunächst nicht. Die Hochachtung, die Thomas in ganz Europa erfuhr, galt seinem unermüdlichen Fleiß, mit dem er seinen Intellekt in den Dienst des Studiums und der Vermittlung der Heiligen Schrift stellte.
Dass Thomas von Aquin zur Autorität in der Tradition der großen Kirchenväter wie Augustinus wurde, liegt daran, dass seine Lehren sich gut eigneten, um den Häresien des 14. Jahrhunderts entgegengestellt zu werden. Am 18. Juli 1323 wurde Thomas von Aquin deshalb von Papst Johannes XXII. in Avignon heiliggesprochen. Die Aufnahme des Theologen in den Kreis der Heiligen war nicht nur eine Verneigung des Papstes vor dem Bettelorden der Dominikaner. Im Streit um die radikale Armut der franziskanischen Minderbrüder, der die Kirche erschütterte, wusste der Papst nun auch die Autorität des neuen Heiligen hinter sich, der andere Akzente gesetzt hatte und sich, ganz im Sinn der Ursprünge seines Ordens, für eine Nachfolge Christi durch Studium und Predigt ausgesprochen hatte. 1567 wurde der doctor angelicus, der „engelsgleiche Lehrer“, in den Rang eines Kirchenlehrers erhoben.