Im März 1999 war der Montblanc-Tunnel in aller Munde: Ein Lastwagen aus Belgien war mitten im Tunnel in Brand geraten, das Inferno hatte 39 Menschen in den Tod gerissen. Über die menschliche Tragödie hinaus war noch mehr beschädigt worden als nur die Anlage: das Vertrauen in Tunnel insgesamt.
Das war am Anfang ganz anders gewesen: Die Unterquerung von Europas höchstem Berg wurde als verkehrspolitisches Jahrhundertereignis gefeiert. 1949 besiegelte ein Vertrag zwischen Italien und Frankreich das Vorhaben, denn die 11,6 Kilometer lange Röhre verbindet nicht einfach nur zwei Seiten eines Bergmassivs, sondern zwei Länder. Kaum vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war dies ein beeindruckendes Signal der ehemaligen Kriegsgegner.
Die Ingenieurskunst beim Bau dieses bis 1978 längsten Tunnels der Welt beeindruckte viele. Nur 13 Zentimeter Versatz bestand, als sich zur Mitte der Bauzeit die beiden Bohrgruppen trafen. Am 16. Juli 1965 eröffneten die Staatspräsidenten Charles de Gaulle und Giuseppe Sa?ragat den Tunnel, der für die Entlastung der umliegenden Pässe sorgen, vor allem aber ganz neue Routen erschließen sollte. Die Ministerialen in der Planungskommission rechneten mit 400000 Autos pro Jahr. Im Jahr 1998, dem Jahr vor der Katastrophe, war die Blechlawine jedoch auf 1,99 Millionen angewachsen.