Im Sommer des Jahres 306 v. Chr., bald nachdem er sich in Athen niedergelassen hatte, erwarb der von der Insel Samos stammende Philosoph Epikur ein Gartengrundstück und gründete dort seine „Schule des Gartens“. Der Garten Kepos, nach dem die Schule den Namen erhielt, beherbergte nicht nur den Ort des Unterrichts, sondern auch die gemeinsame Wohnstätte von Lehrer und Schülern. Bei einfachster Lebensführung, weitgehend abgeschottet von der Umwelt, versammelte der Philosoph seine Anhänger unter dem doppelten Zeichen der Freundschaft und des philosophischen Forschens. Auch Frauen, unter ihnen Hetären, und sogar Sklaven gehörten zum Kreis der Schüler, die ihn überschwenglich verehrten. Epikur, der als philosophischer Gegenspieler Platons eine strikt auf das Diesseits und die Sphäre der Sinne ausgerichtete Lehre vertrat, nahm unter ihnen eher die Position eines soter (Retters) als die eines Lehrers ein.
40 Jahre blieb Epikur der geistige Mittelpunkt des „Gartens“. Um den Fortbestand der Schule nach seinem Tod zu sichern, ernannte Epikur in seinem Testament zwei Schüler, Amynomachos und Timokrates, die als Bürger Athens Land besitzen durften, zu seinen Erben. Und seine Vorkehrungen waren erfolgreich: Mindestens bis in die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts wurde Epikurs Gartenschule fortgeführt.