Mittags tat es im elsässischen Ensisheim plötzlich einen Donnerschlag: Es war der 7. November des Jahres 1492. Ein Meteorit mit einem Gewicht von gut drei Zentnern war, begleitet von lautem Donnergrollen und einen hellen Schweif hinter sich herziehend, in die Erdatmosphäre eingedrungen und in einen Acker zwischen Ensisheim und Battenfeld gestürzt. Eine „halbe Mannslänge“ tief war der Krater, den der Gesteinsbrocken gerissen hatte. Scharenweise kamen die Dorfbewohner, um den „Donnerstein“ zu bestaunen und ihn schließlich nach Ensisheim zu bringen.
Der Meteoriten-Einschlag erregte großes Aufsehen. Sebastian Brant, Humanist und Autor des berühmten „Narrenschiffs“, berichtete in einem Flugblatt davon, Albrecht Dürer hielt das Ereignis in einem Kupferstich fest. „Über den Stein erzählen viele vieles, ein jeder etwas, aber niemand genug“, konstatierte eine lateinische Inschrift. Die heutige Wissenschaft gibt sich weniger ratlos und zählt den Stein zur Gruppe der gewöhnlichen Chondriten mit einem niedrigen Eisen- und Metallgehalt. Für Sebastian Brant und seine Zeitgenossen indes war der Himmelskörper ein Wunder bzw. ein Zeichen Gottes. Einige schlugen sich daher Teile davon ab. Der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I., der eigens nach Ensisheim kam, um einen Blick auf den Gesteinsbrocken zu werfen, sicherte sich gleich zwei Stücke davon. Der Stein, der heute im Palais de la Régence in Ensisheim ausgestellt ist, weist daher nur noch etwa die Hälfte seiner ursprünglichen Größe auf.