Im 14. Jahrgang der „Wiener klinischen Wochenschrift“ veröffentlichte der Arzt Karl Landsteiner am 14. November 1901 einen Aufsatz mit dem Titel „Über Agglutationserscheinungen normalen menschlichen Blutes“. Anfangs von seinen Kollegen am Wiener Krankenhaus eher mitleidig belächelt, hatte Landsteiner eine bahnbrechende Entdeckung gemacht: Er erkannte drei Blutgruppen, die er A, B und 0 nannte.
Eine Bluttransfusion zwischen Menschen, etwa bei schwerem Blutverlust, war zwar eine anerkannte Therapiemethode, doch bis dahin eher ein Glücksspiel. Der Wiener Arzt löste das Rätsel, warum manche Patienten bei der Übertragung verstarben und andere nicht. Mit Hilfe von fünf Kollegen stellte Landsteiner in einer Tabelle die Mischungsergebnisse der jeweiligen Blutkörperchen dar. Welche Kombinationen verklumpten und welche nicht? Bei Landsteiner und einem weiteren Kollegen trat keine sogenannte Agglutation auf. Beide hatten also die Blutgruppe 0. Die anderen Probanden, so Landsteiners Mutmaßung, gehörten dann entweder den Blutgruppen A oder B an. Denn das Serum in derselben Blutgruppe führte nicht zu einer Verklumpung. Was Landsteiners Mitarbeiter erst später entdeckten: Es gibt eine vierte Gruppe: AB. Für seine bahnbrechende medizinische Forschung erhielt Karl Landsteiner 1930 den Nobelpreis. Seine Arbeit hatte Folgen für die Bluttransfusion, aber auch für den Nachweis von Vaterschaft oder für die forensische Medizin.