Elisabeth von Thüringen war erst 24 Jahre alt, als sie starb. Die Landgräfin von Thüringen hatte sich von den Regeln, die das höfische Leben einer Adligen auferlegte, losgesagt, hatte Prunkgewänder gegen ein Büßerhemd getauscht, sich von ihrer Familie getrennt und sich ganz der tätigen Nächstenliebe hingegeben. In Marburg hatte sie 1228 ein Spital gegründet, in dem sie, unermüdlich und gänzlich ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit, Arme und Kranke pflegte. An ihrer Seite war stets Konrad von Marburg, der als ihr Beichtvater unerbittlich auf immer noch größere Askese und härtere Bußübungen drang. Elisabeth, die schon bald als Hei‧lige galt, starb 1231 und wurde in der Kapelle ihres Spitals bestattet. Elisabeths Familie übertrug das Spital an den Deutschen Orden, der sich dafür einsetzte, die letzte Ruhestätte der Elisabeth in Marburg zu einem zugkräftigen Wallfahrtsort auszubauen. Unterstützt durch die Landgrafenfamilie, plante der Orden deshalb den Bau einer neuen Kirche zu Ehren Elisabeths.
Am 14. August 1235, kurz nach der Heiligsprechung Elisabeths, begann man mit den Arbeiten. 1283 wurde der dreischiffige und mit einem dreigliedrigen Chor ausgestattete Hallenbau geweiht. Er gilt als frühester rein gotischer Bau auf deutschem Boden. Die Pilger, die in Scharen nach Marburg strömten, um in der Elisabethkirche am Grab der Heiligen zu beten, werden staunend auch die grandiose Architektur der neuen Kirche bewundert haben, selbst wenn deren Türme erst Mitte des 14. Jahrhunderts fertiggestellt wurden.