Eine Heimstätte sollte es sein für die Jünger der Athena, für Dichter und Denker – das Athenaeum. Es war der bildungsbeflissene Kaiser Hadrian, der im Jahr 135 n. Chr. dieses Kulturzentrum im Herzen Roms erbauen ließ. Gleich neben dem Forum seines Vorgängers Trajan mit seinen riesigen Bibliotheken lag der neue Bau. Die Ausstattung war verschwenderisch: Mit den teuersten bunten Marmorsorten in Honiggelb und Grau hatte man den Fußboden gepflastert. Drei große Säle mit 20 Meter hohen Wänden erstreckten sich über rund 1500 Quadratmeter. Dort saßen die Zuhörer auf Treppenstufen und lauschten den Disputen und Vorträgen bedeutender Redner und Literaten, die der Kaiser zu einer Art Gastprofessur eingeladen hatte.
Im antiken Rom waren Universitäten im heutigen Sinn noch unbekannt. Wer seine Grundausbildung abgeschlossen hatte, konnte bei Meistern seines Fachs in die praktische Lehre gehen. So kam es, dass das Athenaeum schon bald junge Intellektuelle aus dem ganzen Reich anzog, die es geradezu als verpflichtend ansahen, dort Vorträgen zu lauschen und mitzudiskutieren. Dieses Vorbild machte Schule, und im ganzen Reich sprossen Athenaea als höhere Bildungseinrichtungen aus dem Boden. 425 begründete Kaiser Theodosius II. das Athenaeum von Konstantinopel, das zur bedeutendsten Bildungseinrichtung der griechisch-römischen Welt wurde, denn hier lag inzwischen die Macht. Doch auch das römische Pendant wurde noch bis ins 6. Jahrhundert besucht.