Die Debatten um den Standort und die Architektur des Gebäudes währten mehr als ein Jahrzehnt, bis am 9. Juni 1884 die Grundsteinlegung des Reichstagsgebäudes in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm I. sowie zahlreichen Vertretern des Adels, hochrangigen Militärs und Politikern am Berliner Königsplatz stattfand. Entworfen vom Architekten Paul Wallot, sollte das Bauwerk die Einheit und Macht des 1871 gegründeten Deutschen Reiches verkörpern. Wallots Entwurf zeichnete sich durch eine Mischung aus Renaissance- und Barockelementen aus, was dem Gebäude ein imposantes und repräsentatives Erscheinungsbild verlieh. Mit seiner monumentalen Architektur wurde es zu einem Symbol der nationalen Identität und Souveränität.
Trotz seiner Pracht mangelte es im Reichstagsgebäude an adäquaten Arbeitsbedingungen für die Abgeordneten. Das Gebäude selbst setzte kaum demokratische Akzente und vermied bewusst Bezüge zur revolutionären Tradition. Die Bauphase dauerte ein weiteres Jahrzehnt an, bis der Reichstag zum ersten Mal im Dezember 1894 am Königsplatz tagen konnte. Die Kosten für Errichtung und Ausstattung beliefen sich bis 1914 auf 31,5 Millionen Mark, finanziert aus französischen Kriegskontributionen. Heute gilt das nach Entwürfen des britischen Architekten Sir Norman Foster in den 1990er Jahren grundlegend umgestaltete Reichstagsgebäude als ein zentrales Symbol der deutschen Demokratie und als ein Mahnmal für die Bedeutung politischer Offenheit und Freiheit.